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wurde, aus Unvorfichtigkeit oder Uniüberlegtheit dem Vater dieſe Handlung ihrer Mutter mittheilte, wurde der Kurfuͤrſt mit ſo lebhaftem Zorne und Unwillen gegen ſeine Gemahlin erfuͤllt, daß er ſie mit ſehr harten Worten und ſelbſt mit Drohungen uͤber haͤufte). Die Kurfuͤrſtin, welche noch mehr den Haß und die Nachſtellungen der katholiſchen Prieſter als den Zorn ihres Ge— mahls fuͤrchtete, beſchloß ſich heimlich zu entfernen, um ſo ihren Feinden wenigſtens eine Zeit lang aus dem Wege zu gehen. In einer dunkeln Nacht(25. Maͤrz 1528) verließ ſie unter dem Bei— ſtande zweier dienſtthuenden Edelleute, Joachims von Goͤtzen und Achims von Bredow, von einer Kammerfrau und einem Die— ner begleitet das Schloß, ſetzte ſich vor dem Thore auf einen Bauerwagen, der daſelbſt ihrer wartete, und reiſte nach Sach— ſen zu ihrem Oheim, dem Kurfuͤrſten Johann, bei dem ſich da— mals auch ihr Bruder, der von ſeinen Unterthanen vertriebene König Chriſtian Il. von Daͤnemark aufhielt. Auf der Reiſe war ſie von Angſt und Sorge erfüllt, und einer möglichen Verfol— gung wegen ſo eilig, daß, als etwas an dem Wagen zerbrach, ſie ihr Kopftuch herabriß und die zerbrochenen Stuͤcke damit ſchleunigſt zuſammenzubinden befahl. An der Grenze hoͤrte ihre Furcht auf; denn bis hierher war ihr Bruder mit einigem Gefolge ihr entgegengekommen. Sie fand in Sachſen eine gute Aufnahme und erhielt das Schloß Lichtenburg in der Naͤhe von Wittenberg zu ihrem Aufenthaltsorte angewieſen. Joachim that zwar nichts, um die Ruͤckkehr ſeiner Gemahlin an ſeinen Hof nach Berlin zu bewirken, allein er erregte ihr auch ferner nicht die mindeſten Unannehmlichkeiten, ſondern ließ ſie leben und ſchalten ganz nach ihrem Gefallen. Selbſt ſeinen Kindern er laubte er ſpaͤter, ihre Mutter Häufig zu beſuchen und oft viele Monate nach einander bei ihr zu verweilen. Sie ſelbſt, die fromme Eliſabeth, lebte hier ganz für ihre religioͤſe Erhebung. Am Hofe zu Wittenberg erſchien ſie ſelten, deſto haͤufiger aber bei den Predigten, die Luther hielt, und in deſſen Hauſe, um
*) Hiſtorie des Lutherthums von Seckendorf S. 928. Garcaei sue cessiones familiarum et res gestae illustr. praesidum Marchia
Brandenb. p. 252.