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durch muͤndliche Unterhaltungen mit dem Reformator ſich in ihrer Ueberzeugung immer feſter zu ſtellen. Der Umgang mit ihm war ihr ſo werth, daß ſie einmal ſogar drei Monate lang in ſeinem Hauſe zubrachte. Ihr ſehnlichſter Wunſch war, daß ihre Kinder mit ihr der Segnungen der gereinigten Lehre Chriſti theilhaftig werden möchten. Was fie durch Ermahnung, Lehre und Beiſpiel dazu beitragen konnte, that ſie in reichlichem Maaße, und der Aufenthalt ihrer Kinder in Lichtenburg wurde in dieſer Beziehung ſehr einflußreich fuͤr dieſelben. Dieſe frommen Be— ſtrebungen hatten, wie wir ſpaͤter hören werden, den beſten Er— folg. Bald nach dem Tode ihres Gemahls wurde ſie von ihren Soͤhnen Joachim II. und Johann und von ihrer ganzen uͤbrigen Familie ſammt einem großen Gefolge von 500 Pferden feierlich von Lichtenburg abgeholt und in ihren Wittwenſitz, in die Stadt Spandau, eingefuͤhrt. Der Aufenthalt auf dem Elbſchloſſe war ihr indeß ſo werth geworden, daß ſie noch oft auf laͤngere Zeit dahin zuruͤckkehrte und daſſelbe gaͤnzlich erſt vor dem Ausbruch des ſchmalkaldiſchen Krieges(1546) verließ. Sie lebte dann noch neun Jahre*) in ungeſtoͤrter Ruhe und Zufriedenheit in Span: dau und hinterließ den Ruf einer frommen und ſelbſt gelehrten Dame. Ihr letzter Hofprediger Buchow, der nach ihrem Tode Prediger zu Neu-Ruppin wurde, verſicherte, daß er durch ſie oft in ſeiner Schrifterkenntniß gefoͤrdert und uͤberhaupt erſt zu einem rechten Prediger gemacht worden ſei.
Wie an dem kurfuͤrſtlichen Hofe Joachims, fo ſcheinen die Mei nungen Luthers ſich auch unter dem maͤrkiſchen Adel im Stillen ver breitet zu haben. Ein Ritter von Minkwitz hatte zu Gunſten eines andern, der von dem Biſchofe von Lebus ungeachtet ſeiner gegruͤnde—; ten Klagen kein Recht erhalten konnte, einen großen Haufen Kriegs— volk zuſammengebracht, die biſchoͤfliche Reſidenz Fuͤrſtenwalde damit überfallen, den Biſchof zu ſchneller Flucht genoͤthigt, das Schloß und die Haͤuſer der Domherren gepluͤndert, und ſelbſt gegen die Buͤrger, welche ihre Stadt vertheidigen wollten, ſich *) Sie ſtarb am 9. Juni 1555 zu Berlin, wohin ſie einige Tage vor ihrem Tode ihr Sohn, der Kurfürſt Joachim II. abgeholt hatte. Vergl. diplomatiſche Beſchreibung der Stadt und Feſtung Spandau von Dilſch mann, Berlin 1785. S. 59.