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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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1523, worin er denen einen vier zigtaͤgigen Ablaß verſpricht, wel che eine Beiſteuer zum Ausbau ſeiner Domkirche geben wuͤrden). Matthias von Jagow aber verlaͤugnete ganz die Sinnesart, welche den damaligen Biſchoͤfen eigenthuͤmlich war. Mit vollem, warmem Herzen trat er den lutheriſchen Anſichten bei und ſuchte nach Kräften das heilſame Werk der Kirchenverbeſſerung in der Mark auszubreiten. Es iſt wahrſcheinlich, daß das Domcapitel von Brandenburg und der Kurfuͤrſt ihn ſchon bei feiner Erhe bung zum Biſchof hinſichtlich feiner Altglaͤubigkeit beargwohnten. Denn in dem Eide, den er leiſten mußte, kommt fol gende auf ſolchen Argwohn hindeutende Stelle vor: Wir ſchwoͤren, daß wir beſonders in den gegenwaͤrtigen gefahrvollen Zeiten die Pa rochien, Kirchen und Kloͤſter unſers biſchoͤflichen Sprengels nach dem Rathe unſers Domeapitels und, wenn es noͤthig fein ſollte, auch mit Huͤlfe unſers erlauchten Landesherrn, des Kurfuͤrſten von Brandenburg nach unſerm Vermögen ſowohl in geiſtlicher als weltlicher Hinſicht in einen beſſern Stand ſetzen, daß wir die Ketzereien ausrotten und uns alle Muͤhe geben wollen, deren Einſchleichen zu verhindern). Nichts deſto weniger blieb er ſeinen evangeliſchen Geſinnungen, weil er dieſelben nicht für ketze­riſch halten konnte, getreu und auf ſeinen Betrieb wurde daher ein dem Lutherthum ganz ergebener Geiſtlicher, Thomas Baitz, der nachmals der erſte evangeliſche Superintendent in Branden burg wurde, 1528 nach der Hauptſtadt feiner Didceſe berufen. Derſelbe hatte das Amt einſtweilen nur auf ein Jahr angenom­men, aber der Biſchof wußte dem Rathe der Stadt die Beibe haltung dieſes Predigers als ſo nothwendig vorzuſtellen, daß er deſſen oͤkonomiſche Lage verbeſſerte und ihn für immer in Bran denburg behielt). Der fromme Sinn dieſes Biſchofs und ſeine Hinneigung zu der gereinigten Lehre des Evangeliums trug

*) Brandenburgiſche Stiftshiſtorie von Lenz, S. 67.

**) Gerkens Stiftshiſtorie von Brandenburg S. 274

***) Der Brief, den Matthias aus feiner Reſidenz Zieſar 1529 an den Rath von Brandenburg deshalb ſchrieb, befindet ſich noch im Manuſcript auf dem Rathhauſe daſelbſt: iſt aber auch abgedruckt in Schäffers Kirchen und Reformationshiſtorie der Stadt Brandenburg, S. 71.