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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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und Bilderdienſt ab, und machte die Belehrung und ſomit die Predigt zum Hauptgegenſtande chriſtlich⸗ kirchlicher Erbauung; Moͤnchen und Nonnen wurde es frei geſtellt, ihre Kloͤſter zu verlaſſen, und ſich zu verheirathen; er ſelbſt nahm eine ehemalige Nonne, Katharina von Bora, 1525 zur Frau; die geiſtlichen Guͤter wurden eingezogen und ſequeſtrirt. Umſonſt ſtrebten Frank reich, Spanien, Oeſterreich, die Herzöge Georg von Sachſen und He. von Braunſchweig und die geiſtlichen Kurfuͤrſten und die Biſchoͤfe mit Gewalt der Ausbreitung der Reformation ent gegenzuwirken. Sie vermochten nicht einmal in ihren eignen Ländern und Sprengeln ihre Abſichten in dieſer Beziehung durch zuſetzen, noch viel weniger aber auf Nachbar rſtaaten einzuwirken. Im Jahre 1529 als auf dem Reichstage zu Speier die evange liſchen Fuͤrſten und Stände ſich dem Reichsabſchiede nicht fuͤgen wollten, ſondern entſchiedenen Widerſpruch dagegen einlegten, er; hielten ſie den Namen Proteſtanten, und da ſie von nun an ge noͤthigt wurden, auch in politiſcher Beziehung ihren eignen Weg zu gehen, ſo ſtanden ſie fortan auch als abgeſonderte politiſche Parthei im Reiche da. Der Kaiſer Karl V., der zugleich Herr Spaniens, Neapels und Siciliens, der Niederlande, Oeſterreichs, Ungarns und Boͤhmens, und vielfach in auswaͤrtige Kriege ver wickelt war, hatte ſeit dem Reichstage in Worms den deutſchen Religionsangelegenheiten ſeine unmittelbare Beaufſichtigung ent: ziehen muͤſſen, nnd dieſer Umſtand hatte ſehr guͤnſtig auf die Verbreitung der Reformation gewirkt. Allein mit dem Jahre 1530 wollte er ſich unmittelbar der Beſorgung der deutſchen Kirchenangelegenheiten unterziehen, und es war ſein feſter Ent ſchluß, auf dem Reichstage, den er nach Augsburg fuͤr dieſes Jahr ausgeſchrieben hatte, die große Kirchentrennung beizulegen. Man erwartete daher ſowohl von katholiſcher als proteſtantiſcher Seite große Erfolge von dieſen Ve handlungen, und beſonders hatten die evangeliſchen Fuͤrſten ſich zur Fuͤhrung ihrer Sache vorbereitet. Die ſaͤchſiſchen Theologen hatten auf Befehl des Kurfuͤrſten ſchon ſeit dem Jahre 1529 an den Grundartikeln eines Glaubensbekenntniſſes gearbeitet, die dann Melanchthon zu der bekannten Augsburgiſchen Confeſſionsſchrift vollendete.

Der Kurfuͤrſt von Brandenburg zog am 31. Mai 1530 mit