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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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erfolgen werde, wo fie dem Gebote des Kaiſers nicht Gehorſam leiſten und an ſich ermangeln laſſen wuͤrden, daß dasjenige, was zum Wohle der Chriſtenheit und zum Frieden gemeiner deutſcher Nation auf dem Reichstage beſchloſſen werden ſolle, nicht zu Werke gerichtet werden koͤnne, weshalb er vermahne und bitte, ſie wollten doch ſo vieler ihrer angebornen Verwandten und Freunde Bitte ſtatt geben, von ihren falſchen Opinionen laſſen und laͤnger von der chriſtlichen Kirche nicht geſondert ſein. Denn obgleich in der chriſtlichen Kirche etliche Mißbraͤuche eingeriſſen wären, fo ſei doch kaiſerliche Majeſtaͤt in der Meinung nach Deutſchland gekommen, daß dieſelben mit des Papſtes Zuthun abgethan und im Reiche Einigkeit gemacht werden ſolle.

In dieſer Weiſe ſprach und handelte Joachim J. bei vielfa­cher Gelegenheit, und oft ſogar in noch weit heſtigeren und ſchaͤr­feren Ausdrücken: Allein die Stellung der evangeliſchen Staͤnde war ſo feſt, und auf innern geiſtigen Gehalt geſtuͤtzt, daß weder ſolche Angriffe, noch das theilweiſe Nachgeben der katholiſchen Commiſſare ſie in ihren Hauptmeinungen wankend machen konnte. Wie ſehr ſelbſt Melanchthon und andere Glieder des proteſtan­tiſchen Unionsausſchuſſes zur Nachgiebigkeit in nicht ganz unwe­ſentlichen Dingen geneigt waren, ſo konnte doch wegen der tiefgei ſtigen Verſchiedenheit in den Religionsanſichten beider Parteien nimmermehr eine wahrhafte Ausgleichung zu Stande kommen. Auch ſcheint man wenigſtens von Seiten der evangeliſchen Theo­logen keine große Hoffnung auf dieſe Unterhandlungen gegruͤndet zu haben, wie aus einem Briefe des Secretairs des Markgra­fen Georg von Brandenburg, Doctor Sebaſtian Heller zu erſe­hen iſt). Es heißt hier:Und wiewohl wir unſerſeits(ob; gleich die widertheil ſolliche guttliche Handlung eingehen werden) nit vil dauon halten noch hofnung haben, das wir uns der ſtrit­tigen hauptartikel vergleichen mechten, dan wir khonnen von dem unſern keinswegs wenig oder vill nit weichen, ſo werden ſie uns nit nachuolgen wollen. hoffen und gedenken wir doch, das es

*) Kleine Beiträge zur Geſchichte des Reichstages zu Augsburg 1530 von Veeſenmeyer, Nürnberg 1830.