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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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dortzu gutt ſein mecht, das die widertheil dannoch mit groſſem ernſt erinnert, das unſere Sachen in der ſchrift ein grund het ten, vnd demnach mit Gott und gutten Gewiſſen dauon nit ſtehen khuͤnten, vnd demnach fin die widertheil dadurch verur ſacht wuͤrden, bey keyr. Mtt. vmb ein Concilium zu furdern, vnd uns mitler zeitt bej dem unſern bleiben zu laſſen vnd nit durch keyr. Mandat oder widerwertige rauhe Abſchied zu be ſchweren.

Der Reichstag wurde, nachdem die evangeliſchen Fuͤrſten denſelben bereits verlaſſen hatten, endlich aufgehoben und es iſt merkwuͤrdig wahrzunehmen, welche Erfolge für die beiden gegen uͤberſtehenden Parteien aus demſelben hervorgingen. Die katho liſche Partei trug den Sieg der Form nach, die proteſtantiſche der Sache nach davon. Die weltliche Macht hatte fuͤr den alten Kirchenglauben entſchieden, der Reichsabſchied war in dem be ſtimmteſten Sinne zu Gunſten deſſelben abgefaßt, und den noch hatte die Sache des Lutherthums an innerer wie an aͤuße rer Kraft und Selbſtſtaͤndigkeit, und ſelbſt an äußerer Herrlich: keit vor der Welt fo ſehr gewonnen, daß mit Ausnahme des Kurfuͤrſten von Brandenburg die meiſten katholiſchen Fuͤrſten ſich gedrungen fuͤhlten, den proteſtantiſchen die Verſicherung zu ge ben, daß ſie keinen Antheil an den feindſeligen Geſinnungen hätten, welche in dem Reichsabſchiede ausgedrückt wären. Be: merkenswerth für die Geſinnung Joachims J. iſt noch ein Ges ſpraͤch, das dieſer mit ſeinem Vetter, dem Markgrafen Georg von Anſpach kurz vor ihrer beiderſeitigen Abreiſe von Augsburg hielt und in welchem er dieſen vor dem Feſthalten an den neuen Glaubensmeinungen warnte. Der Markgraf erwiderte, es moͤchte ein jeder glauben, was er wolle, er aber werde Niemanden des halb anfeinden, konnte auch nicht befinden, daß es recht wäre, Jemanden zum Glauben zu noͤthigen. Der Kurfuͤrſt verſetzte darauf: Wenn man die Leute nicht mit dem Schwerte zum Glauben zwingen duͤrfte, wuͤrde ſich die Chriſtenheit ſoweit nicht erſtrecken. Er wolle jedoch nicht fechten, ob es recht geweſen. Aber das halte er dafür: zu einem neuen Glauben könne man niemand zwingen, den alten aber muͤßte man handhaben. So hätten ja die Juden, erwiderte der Markgraf, nicht unrecht