Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
149
Einzelbild herunterladen

= 349

laßt waren. So entſtand vorzuͤglich durch jene fremden Hand: werker ein Volksaufruhr, in welchem nicht nur die katholiſchen Geiſtlichen vertrieben und ihre Haͤuſer geſtuͤrmt, ſondern auch der Magiſtrat aufs Hoͤchſte gefährdet und das Innere des Rath hauſes zerſtoͤrt wurde. Die Prinzen, welche ſich dahin begaben, konnten nicht allein den Tumult nicht ſtillen, ſondern geriethen ſogar ſelbſt in Lebensgefahr. Der Kurfuͤrſt aber wußte bei feiner Ruͤckkehr durch ſeine Energie die Ordnung ſogleich wieder herzu­ſtellen und die Buͤrger nicht nur zu zwingen, die Koſten des verurſachten Schadens zu tragen, ſondern auch die bedeutende Summe von 30,000 Thalern zu zahlen. Dies aber war auch der einzige Verſuch, der innerhalb der Grenzen der Mark in jenen aufgeregten Zeiten gemacht wurde, ſich gegen die Landes: obrigkeit und gegen die beſtehende und durch das Herkommen geheiligte Ordnung gewaltſam zu erheben. Es muß aber auch zum Ruhme Joachims geſagt werden, daß ungeachtet ſeiner ſtrengen und feindſeligen Geſinnungen gegen die neue Kirche dennoch außer den Buͤrgern von Stendal keiner ſeiner Unter­thanen der Religionsanſichten wegen unterdruͤckt oder geſtraft worden iſt. Zu ſeinem Ruhme gereicht dies beſonders deshalb, weil dem damaligen Zeitalter der Gedanke an ein ruhiges Ne: beneinanderbeſtehen der katholiſchen und evangeliſchen Kirche nicht entſtehen konnte, und weil daher von einem Fuͤrſten, der bei ſeinen Handlungen nicht ausſchließlich vom Geiſte Gottes getrieben wurde, auf alle Weiſe dahin gearbeitet werden mußte, die von der alten Kirche abgefallenen Glieder derſelben wieder zu unterwerfen, und ſo Einheit und Ruhe herzuſtellen. So ge­ſchah es, daß er die Liebe ſeiner Unterthanen, die Achtung aller feiner Zeitgenoſſen bis an fein Ende unwandelbar behielt. Er ſtarb am 11. Juli 1535 in feinem 52ften Jahre mit der Ueber zeugung, daß er durch ſein ganzes Leben dem Rechte und der Wahrheit gedient habe und hinterließ ſeine Staaten ſeinen beiden Söhnen, dem Kurprinzen Joachim II. die Kurmark ſammt der Kurwuͤrde und der davon abhaͤngenden Oberherrſchaft uͤber die drei Bisthuͤmer, dem Markgrafen Johann aber die Neumark mit dem Herzogthume Croſſen, dem Lande Sternberg, Cottbus, Peitz und der Oberherrſchaft über das Heermeiſterthum zu Son;