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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
155
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ſich ungeſchickt, krank oder ſonſt gebrechlich ſtellen, denn wider das Gewiſſen thun. In einem andern Briefe vom 3. Auguſt deſſelben Jahres wuͤnſcht Luther dem Kurprinzen Gluͤck zu ſeinem Zuge wider die Tuͤrken und gibt ihm dazu gute Lehren. Auch verſpricht er ihm, mit ſeinem ernſten Gebete bei ihm zu ſein, da er es leiblich weder koͤnne noch ſolle. Am 10. Auguſt 1532 ver; ließ darauf Joachim II. als Hauptmann des niederſaͤchſiſchen Kreiſes Berlin und fuͤhrte dem Kaiſer, der ihn in Wien erwar tete, ein Heer von 2000 Reitern und 4000 Fußſoldaten zu, nach­dem er zuvor noch ſeine Mutter in Lichtenburg beſucht, und mit Luther ſich unterredet hatte. Das Gluͤck beguͤnſtigte ihn in Un: garn; es gelang ihm durch Vernichtung einer bedeutenden tuͤrki­ſchen Heeresabtheilung den Sultan Soliman zu noͤthigen, ſich fuͤr den Augenblick aus Ungarn zuruͤckzuziehen. Der Kaiſer ſchlug ihn deshalb mit großer Feierlichkeit, und unter dem einſtimmigen Zuruf des ganzen Heeres, mit eigner Hand zum Ritter). Der ganze Feldzug hatte indeß keinen glaͤnzenden Ausgang fuͤr die Chriſten, und faſt nur der Kurprinz von Brandenburg kehrte mit Sieg gekroͤnt und mit Jubel empfangen nach der Mark und Berlin zuruͤck.

Von dem Bruder Joachims II., dem Markgrafen Johann, ſind weniger einzelne Thatſachen anzugeben, welche auf ſeine Hinneigung zu der Lehre Luthers deuten: allein theils laͤßt ſein ſpaͤterer, echt proteſtantiſcher Eifer vermuthen, daß er fruͤher ſchon von dem Geiſte des reinen Evangeliums ergriffen worden ſei, theils wird auch im Allgemeinen von ihm berichtet, daß er von Jugend auf dem katholiſchen Gottesdienſt wegen der Menge der Symbole und Ceremonien abgeneigt war, ſich ſtets, wo ir­gend moͤglich, wegſchlich, wenn er mit ſeinem Vater und Georg von Sachſen in die Meſſe gehen ſollte, und daß er ſich haͤufig mit vertrauten Freunden zu ſeiner Mutter, die ihn vorzuͤglich liebte, nach Sachſen begab und daſelbſt im Verkehr mit dem Res formator ſtand. Endlich muß auch auf ihn das heldenmuͤthige, gottbegeiſterte Bekenntniß Luthers zu Worms, wo er als Knabe gegenwärtig war, und die einfache und klare Darlegung der wie

*) Leutingeri opera, Tom. I. p. 121