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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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dergewonnenen Wahrheit auf dem Reichstage zu Augsburg, der er als Juͤngling beiwohnte, mächtig auf ihn einwirken, und der freundſchaftliche Umgang mit ſeinem Vetter Georg Markgrafen von Brandenburg fraͤnkiſcher Linie, welcher die Reformation vollſtaͤn­dig in feinen Ländern eingeführt und für dieſelben ſchon Kirchen: und Schulordnungen hatte abfaſſen laſſen, ihn immer entſchiede­ner dem neuerwachten evangeliſchen Geiſte zuwenden. Freilich mußte auch er, aus Ruͤckſichten gegen ſeinen Vater, ſo lange dieſer lebte, ſeine Liebe zur Sache Luthers und zum Evangelium verbergen, aber wie Überall, fo bewährte ſich beſonders an ihm das Wort der Schrift:durch Stilleſein und Hoffen werdet ihr ſtark', welches ihm durch fein ganzes Leben zur Richtſchnur diente, das er zu feinem Wahlſpruch wählte, und das er ſpaͤ ter ſogar feinen neumaͤrkiſchen Thalern als Umſchrift einpraͤ gen ließ.) Als ſein Vater geſtorben, ging er, nachdem er ſich zuvor noch mit ſeiner Mutter und den Reformatoren in Sachſen uͤber die in ſeinem Landesantheile vorzunehmende Umgeſtaltung der Kirche beſprochen hatte, in die Neumark ab, und nahm ſeine Reſidenz aus Vorliebe fuͤr dieſe Stadt in Kuͤſtrin, da bis dahin die Haupt ſtadt des Landes Soldin geweſen war. Sein Charakter war feſter, ſtarrer und ſtrenger), als der feines Bruders, und fuͤr ihn hatte daher das Reformationswerk auch, wenigſtens anfangs, groͤßere Bedeutung und Wichtigkeit. Er wollte es ohne Ruͤck ſicht und Bedingung oͤffentlich betreiben, und ſogleich fuͤr einen evangeliſchen Fuͤrſten gelten; doch waren ihm dazu die Umſtaͤnde auch guͤnſtiger als Joachim II., was freilich ſchon die Ruͤckwir kung und Folge von dem Rufe ſeiner ſtreng evangeliſchen Geſin nung war, der ihm voranging. Als er naͤmlich nach Koͤnigsberg kam, um daſelbſt die Huldigung zu empfangen, warteten die Auguſtinermoͤnche, welche hier großen Einfluß hatten und zum

*) Lebensgeſchichte des Markgrafen Johannes von Brandenburg, Lan desfürſten in der Neumark zu Cüſtrin, v. Wegener.

**) ane tanti Principis constantiam vere heroicam, christiana si qua futura est, posteritas, nullis scculorum aetatibus contiee

scet. Franc. Hildesheim in Vita Johannis, 1592.