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eigentlich gewaltſam, ſondern wendete dabei gemäß feinem Grund ſaze):„Wer auf eine Orgel ſchlagen und ein gut Motettlein machen will, muß zuvor die Orgel ſtimmen“ die größte Beſon nenheit und Umſicht an, und reformirte nur, wo ſich das Ver langen dafuͤr laut ausſprach, oder wo offenbare Mißbraͤuche ſein Eingreifen nothwendig machten. Hierher gehört, wenn er(1538) ſeinen Hofprediger Frame, den er zum Generalſuperintendenten der Neumark erhoben patte, nach Soldin ſchickte, um daſelbſt in dem Dome zu prediger„Und den wohllebenden, aber unwiſſenden und um ihre Gemeinde unbekuͤmmerten Domherrn, die groͤßtentheils Bruͤder oder Kinder neumaͤrkiſcher Edelleute waren, zu befehlen, daß ſie Luthers Katechismus anſchaffen und das Volk daraus unterrichten ſollten. Da indeß dieſer Befehl keinen Er— ſolg hatte, und die Domherrn nur fortfuhren, ihre kanoniſchen Stunden zu halten, ſo ließ er den fraͤnkiſchen Theologen, Wen— zel Kielmann**), der in Begleitung Althammers aus Anspach gekommen war, als Superintendenten und Pfarrer daſelbſt eins fuͤhren, und gebot dem Domcapitel, denſelben als ihren beſtaͤn— digen Prediger zu dulden, und ferner nur ſolche Lieder, und auf ſolche Weiſe zu ſingen, wie es in Wittenberg geſchaͤhe. Die Domherrn mochten ſich aber dieſen Verordnungen nicht unter
werfen, und gingen daher alle, bis auf einen, davon, der uͤber ihre Einkuͤnfte die Aufſicht fuͤhrte und ſie ihnen nachſandte. Dies ließ der Markgraf ruhig geſchehen, bis ihm endlich(1546) der letzte Domherr, der Domprobſt Cyriacus Tamme, die geſammten Guͤter des Kapitels verkaufte. Wie mit den Domherrn in Sol; din, fo verfuhr er auch hinſichtlich der Wallfahrtsplaͤtze, welche von ſeinen katholiſch gebliebenen Unterthanen innerhalb der Grenzen ſeines Landes beſucht wurden. Er ließ ſie anfaͤnglich beſtehen, und hob ſie erſt dann auf, als bei weiten die Mehrzahl des Volkes zur neuen Lehre uͤbergetreten war, und das Pilgern nach wunderthaͤtigen Marienbildern und dergl. überhaupt ſchon großen: theils aufgehoͤrt hatte.
*) Wegener, Leben Johanns von Küſtrin, p. 5.
