Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
161
Einzelbild herunterladen

Unter dieſer klugen, eifrigen und geſegneten Thaͤtigkeit des Markgrafen verbreitete ſich das wieder aufgegangene reine Licht des Evangeliums ſehr ſchnell über die Neumark, und Adel, Buͤr­ger und Bauern, Leute, die noch kurz vorher ganz und gar in Aberglauben und Unwiſſenheit verſunken waren, die als Slaven und Halbbarbaren von den Italiaͤnern verachtet wurden, die im entfernteſten Winkel Deutſchlands wohnend der Kultur und Civi liſation, welche die aufbluͤhende wiſſenſchaftliche Bildung im weſt lichen Europa zu verbreiten anfing, unzugaͤnglich ſchienen: dieſe Neumärker nahmen das gereinigte Wort Gottes, das ihnen ihr Fuͤrſt anbot, mit Freuden an, und nirgends findet ſich von Seiten des Laienſtandes eine Spur der Widerſetzlichkeit und der Abnei gung gegen die Kirchenverbeſſerung. Von den katholiſchen Moͤn­chen und Pfarrern laͤßt ſich im Allgemeinen daſſelbe nicht ſagen: allein ihr Widerſtand war durchaus von kurzer Dauer. Sie wurden bald durch die Umſtaͤnde ſelbſt, d. h. durch die Abneigung des Volks gegen den Ceremoniendienſt der alten Kirche genoͤthigt, freiwillig abzudanken oder auszuwandern; oder ſie aͤnderten auch ihren Lehrbegriff und ihre Lebensweiſe, und wurden dann nach vorhergegangener Pruͤfung ihrer aufrichtigen Geſinnung und Fahigkeit in ihren Aemtern gelaſſen und von dem Landes fuͤrſten als evangeliſche Prediger beſtaͤtigt.

Mit dem Biſchof von Lebus, Georg von Blumenthal, aber, der auch Kanzler der Univerſitaͤt Frankfurt, Biſchof von Natze­burg und als ſolcher Reichsfuͤrſt war, und der mit ſo heftigem Haſſe Luthern und ſeiner Lehre widerſtrebte, daß er die Beguͤn­ſtigung derſelben und das Leſen lutheriſcher Schriften bei der haͤrteſten Strafe in feinem Kirchſprengel verbot), hatte der Markgraf Johann einen haͤrteren Kampf zu beſtehen. Zu ſeiner Charakteriſirung moͤgen folgende Worte eines ſeiner Lobredner vom Jahre 1534 dienen; er ſagt:Als einen echten Biſchof be­weiſeſt du dich, indem du das dir anvertraute Haͤuflein aus dem reichen Quell evangeliſcher Wahrheit ſorgfaͤltig naͤhrſt, und aus

6. Leutingeri opera Tom. I p. 52. ut novis ediectis illa(do­etrina) denuo damnaretur, gravissima constituta poena his, qui ei quoque modo faverent, aut ejusmodi libros importatos legerent.