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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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herzlichem Eifer fuͤr den chriſtlichen Glauben jenen nicht evange liſchen, jenen Verdrehern des Evangelii, den Lutheriſchen Ketzern nicht erlaubſt, in deinem Gebiete ihre Lehren auszubreiten. Was ſage ich? ihre Lehren auszubreiten? denen du ſelbſt den Aufent­halt darin nicht verſtatteſt, und die ſich nirgend in den dir an vertrauten Weinberg einwuͤhlen dürfen, dieſe Lutheriſchen Fuͤchs chen, deren Antlitz wohl bisweilen verſchieden, die mit den Schwaͤnzen aber eng verſchlungen ſind). Sein Einfluß erſtreckte ſich ſowohl hinſichtlich ſeiner Stiftsguͤter wie ſeines Kirchſprengels auf die Neumark und auf die Kurmark zugleich, und es hatte daher der Kurfuͤrſt Joachim II. ſowohl, wie der Markgraf Jo hann mit ihm zu thun. Wie glimpflich und behutſam ſich der erſtere gegen ihn benahm, werden wir ſpaͤter ſehen. Der Mark graf dagegen beharrte bei ſeder Gelegenheit ſtandhaft auf ſeiner Ueberzeugung, und behauptete ſein Recht, das ihm als evange liſchem Landesfuͤrſten zuſtand, ſo weit ſich daſſelbe irgend ausdeh nen ließ. Er beſteuerte die Inſaſſen der Stiftsguͤter, wie ſeine übrigen Unterthanen, nachdem die Stände zu der Beſteuerung uͤberhaupt ihre Einwilligung gegeben hatten, und auf den Ein ſpruch des Biſchofs, daß dieſe Neuerungen Eingriffe in die Frei heiten und Privilegien des Lebuſiſchen Bisthums ſeien, und daß er ſeine Einwilligung nicht dazu gegeben habe, erwiderte der Markgraf:er mache in Abſicht der Steuern keinen Unterſchied zwiſchen ſeinen Unterthanen, und die Stiftsdoͤrfer haͤtten gleiche Verpflichtungen mit allen uͤbrigen Dörfern in feinen Landen. Daß der Biſchof nicht ſeine Einwilligung zu den Steuern gege­ben habe, ſei ganz unerheblich, da in des Markgrafen Landen diejenigen, welche nicht ihren Wohnſitz darin haͤtten, auch nicht zu den Landtagen verſchrieben wuͤrden, ſondern ſich dasjenige ge fallen laſſen muͤßten, was von den eingeſeſſenen Staͤnden bewil ligt und beſchloſſen wurde. Dagegen erkannte er die Rechtmaͤ higkeit der biſchoͤflichen Zehnten an, und wenn dieſelben nicht mehr ſo regelmaͤßig gezahlt wurden wie fruͤher, ſo lag dies mehr an der Ungunſt und der Abneigung der Zehntpflichtigen ſelbſt.

*) Wohlbrücks Geſchichte des Bisthums Lebus, Berl. 1829, S. 298. Dienemanns Nachrichten vom Johanniterorden, 1767, S. 97.