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er hatte ihn in ein Verhaͤltniß zu dem Kaiſer und den anderen katholiſchen Fuͤrſten gebracht, welches nur durch den entſchieden— ſten Widerſpruch zerriſſen, welches nur durch die hoͤchſte Kraft— anſtrengung in Trennung erhalten werden konnte. Haben wir oben nicht ganz ohne Beiſtimmung ſagen muͤſſen, daß er ohn— geachtet ſeiner beſtimmteſten Hinneigung zu der Lehre Luthers aus kindlicher Liebe zu ſeinem Vater dieſe Neigung verbarg, ſich von dem öffentlichen Verkehr mit den evangeliſchen Fuͤrſten zu— ruͤckhielt, und guͤnſtigere Zeiten und Umſtaͤnde zu ſeinem oͤffentlichen Bekenntniſſe erwartete, ſo muͤſſen wir jetzt zugeſtehen, daß jenes fruͤhere Verfahren ſeine jetzige Lage um ſo ſchwieriger machte, daß eine ploͤtzliche Veränderung feiner Stellung zu Kaiſer, Reich nnd Papſt die gefaͤhrlichſten Folgen für ihn und fein Land nach ſich ziehen konnte. Außer dieſen allgemeinen Verhaͤltniſſen engten und hemmten ihn auch noch manche Privatverbindungen. Sein Oheim, der Kardinal Albrecht, hatte ſich als ſein Lehrer um ihn beſonders verdient gemacht, und ſich ſeine Liebe und Hochachtung in hohem Grade erworben. Dieſer mußte ſich aber feiner oͤffent— lichen Stellung nach entſchieden gegen die Trennung ſeines Nef— fen von dem alten Kirchenglauben erklaͤren, er mußte ſeinen gan— zen Einfluß aufbieten, um Joachim II. von einer Vereinigung mit der Partei ſeiner kirchlichen Gegner zuruͤckzuhalten, und er that es. Dieſelben Ruͤckſichten gebot und dieſelben Folgen hatte ſeine verwandtſchaftliche Verbindung mit dem Herzoge Georg von Sachſen, deſſen Tochter Magdalene er(1524) zu feiner Gemah— lin genommen hatte. Dieſer Fuͤrſt aber war mit ſo fanatiſchem Eifer wider Luther und ſeine Lehre eingenommen, daß ſelbſt Joa— chim J. ihn deshalb getadelt, und feinen Beifall daruͤber ausge; ſprochen hatte, daß der Reformator ihn mit ſo harten Worten zurechtgewieſen. Hätte er es bewirken koͤnnen, fo wäre wohl Lu— ther ſammt allen ſeinen Anhaͤngern mit dem Schwerte von der Erde vertilgt worden. Die Tochter dieſes Herzogs Georg von Sachſen war aber, nachdem ſie ihrem Gemahle mehrere Kinder geboren,(28. Decbr. 1533) geſtorben, und Joachim II. ver maͤhlte ſich zwei Jahre darauf(11. Octbr. 1535) mit Hedwig, der Tochter des Königs Sigismund J. von Polen. Dieſe zweite
Ehe feſſelte aber ſeine Neigung zur Einfuͤhrung der Kirchenrefor