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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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mation faſt noch directe er, als die erſte, indem der König auf Betrieb feiner Biſchoͤfe es zu einer Hauptbedingung in dem Hei rathscontrakte machte, daß Joachim ſelbſt bei der alten Religion bleiben und ſeine Gemahlin Hedwig darin erhalten ſollte. Wenn Sigismund es mit dieſer Bedingung auch nicht ſo ernſtlich ge meint haben mochte, was kaum zu denken iſt, da er den von ihm lehnsabhaͤngigen Herzog Albrecht von Preußen in Bezug auf feine Religionsveraͤn derung eher beguͤnſtigt, als ihm Hinder niſſe in den Weg gelegt hatte, fo konnte doch Joachim II. die beſtimmt ausgeſprochene Forderung als bindend erſcheinen.

Waren alle dieſe Verhaͤltniſſe geeignet, den Kurfuͤrſten in dem katholiſchen Kirchenverbande feſtzuhalten, fo gaben ſich an: drerſeits auch die Proteſtanten, und zwar ſowohl die Reformato ren ſelbſt, wie auch deren fuͤrſtliche Anhänger, alle Muͤhe, ihn fuͤr die evangeliſche Wahrheit zu gewinnen, oder vielmehr, ihn vor dem Abfall von derſelben zu warnen: denn ſie hielten ſich für überzeugt, daß er dem reinen Evangelium bereits zugethan geweſen ſei. Der Landgraf Philipp von Heſſen, dem die Foͤr derung der Kirchenreformation uͤber alles am Herzen lag, ſchrieb ihm daher in wahrhaft evangeliſchem Sinne folgenden merkwuͤr digen Brief:

Hochgeborner furſt freuntlicher Lieber Ohm unnd Schwa ger, mir iſt glaublich angetzeigt, wie E. L. Vatter mein ge libter Ohm in Got verſchiden, den der almechtige in ſeiner Ruhe er halten wolle, und mus E. L. und wir alle dem. zu ſeinem willen ſte hen, mit uns allen zu handeln, wie es ſein got­lich willen und gefallenn iſt, Kan aber als der zu E. L. aus Freundſchafft und guter geſellſchafft Neigung und freuntlichen willen und wolgefallen tregt, nit unterlaſſen, E. L. zu ſchreiben mit freuntlicher bith, E. L. wolle auch dieß mein ſchreiben nit anderſt dann freuntlicher und trewer Meynunge verſtehen. Wil E. L. trewlich und vleiſſig gebetten, ermant und erinnert haben, das E. L. von dem beruf, darin E. L. beruffen, auch ſo nderlich der erkentnus, die in gotlichen ſachen gegeben nit abweichen noch ſich abfuren laſſen weder durch freunde, geſellen ader was

die welt machen magk. Dan E. L. weiß, das wir alle ſterben muſſen, und wieſſen nit wan, was hilffs ſpricht chriſtus, ſo wir