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untreu. Nachdem daher der Feldzug gegen die Tuͤrken mißgluͤckt und die wiederholten Religionsgeſpräche ohne guͤnſtigen Erfolg geblieben waren, zerfielen die proteſtantiſchen Fuͤrſten, beſonders der Kurfuͤrſt von Sachſen und der Landgraf von Heſſen immer mehr mit dem Kaiſer, und immer drohender ward die Gefahr eines foͤrmlichen Bruches und verhaͤngnißvollen Krieges zwiſchen beiden Partheien. Eifriger als je zuvor bemuͤhten ſich jetzt Kurs ſachſen und Heſſen, den Kurfuͤrſten Joachim zum Eintritt in den Schmalkaldiſchen Bund zu bewegen. Der Landgraf Philipp kam Dienſtags nach Cantate 1515 zu einer perſonlichen Unterredung mit ihm nach Juͤterbock, ſchilderte die Gefahr, welche von Seiten des immer eigenwilliger ſchaltenden Kaiſers dem Reiche drohe, zeigte, wie nothwendig es ſei, die Glaubensfreiheit zu ſchuͤtzen, und wie mächtig die Proteſtanten jetzt ſeien, konnte aber bei ihm nichts bewirken. Joachim vertraute auf die kaiſerliche Verſicherung, daß gegen die Gewiſſensfreiheit und den Glauben der Proteſtanten nichts Nachtheiliges unternommen werden ſolle. Bekannt mit der uͤberwiegenden Macht des Kai ſers und mit der Zwietracht unter den Haͤuptern feiner Glau bensgenoſſen warnte er daher vor offenbarer Widerſetzlichkeit und kriegeriſchem Auftreten gegen Carl V., ermahnte dringend zur Maͤßigung und Beſonnenheit und wollte nur dann gegen den Kaiſer die Waffen ergreifen, wenn derſelbe die Rechte der Reichs fuͤrſten verletzen und wirklich den evangeliſchen Glauben gewalt ſam unterdruͤcken wuͤrde. Dieſen Erklärungen fügte er die merk wuͤrdigen prophetiſchen Worte hinzu:„wenn das Ungluͤck zu ſchluͤge, daß der Krieg einen widerwaͤrtigen Ausgang hätte, und der Kaiſer die Oberhand behielte, ſo ſollten die verbuͤndeten Fuͤr ſten an ihm einen Friedenmacher haben, welcher den erzuͤrnten
Siegesfuͤrſten zufriedenſprechen, die Brücke niedertreten und den
Ueberwundenen Gnade erwerben werde.“ Mißvergnuͤgt uͤber dieſe ablehnende Antwort verließ der Landgraf noch an demſelben Tage Juͤterbock, um dem Kurfuͤrſten von Sachſen, der ſeiner in
Torgau harrte, Joachims Entſchluß ſogleich anzuzeigen. Die
Ruͤſtungen zum Kampfe begannen nichtsdeſtoweniger von beiden