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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
289
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ten ſo, wie feſt ſchon der durch die Kirchenviſitation in das maͤrkiſche Volk gepflanzte Saame gewurzelt und wie kraͤftig ſich der evangeliſche Geiſt hier entwickelt hatte. Der Vater des be ruͤhmten maͤrkiſchen Geſchichtsſchreibers, Nicolaus Leutinger, Pre: diger in Alt-Landsberg, antwortete dem Generalſuperintendenten, daß die Sache von groͤßter Wichtigkeit ſei, und daß dadurch Vieler Gewiſſen konnte beunruhigt werden; er habe fuͤr ſeine Perſon ihn herzlich lieb, und ſeinen Fuͤrſten noch lieber, aber Gott muͤſſe ihm doch der liebſte ſein und dem waͤre er auch mehr als allen Menſchen zu gehorchen ſchuldig; es konnte ihm zwar der Kurfuͤrſt ſein Gut und Leben nehmen, ſeine Seele aber wollte er dem Herrn Chriſto unverletzt erhalten. Und als Agricola ſich dennoch gegen ihn guͤtig bezeigte, und ihn bereden wollte, das Buch wenigſtens durchzuleſen, nahm er daſſelbe und warf es in des Hofpredigers Gegenwart ins Feuer, damit er, wie er ſagte, Andern durch ſein Beiſpiel nicht ſchädlich fein und ſie aͤrgern moͤge. Auf ſo entſchiedene Weiſe mit ſeinen unl Beſtrebungen zuruͤckgewieſen, gab Agricola ſeine Vereinigungs­plaͤne auf. Der Kurfuͤrſt aber, dem es mehr darum zu thun geweſen war, durch Annahme des Interims fuͤr ſeine Staaten den Kaiſer zufrieden zu ſtellen und zu neuer Kraͤftigung der pro­teſtantiſchen Macht Zeit zu gewinnen, als die Kirche der Mark dieſer halbpapiſtiſchen Ordnung gemaͤß umzugeſt derſtrebenden Geiſtlichen unangefochten und den evangeliſchen Kir­chenbeſtand, wie er ihn durch ſeine Kirchenordnung begruͤndet hatte, ungeaͤndert. So geſchah es, daß die Kurmark bei aller Willfaͤhrigkeit des Landesherrn gegen den Kaiſer dennoch vor den ſchaͤdlichen Einwirkungen dieſes kritiſchen Zeitpunktes eben ſo ſichert und in ihrer Entwickelung eben ſo ungeſtoͤrt blieb Neumark,

auteren

ſtalten, ließ die wi­

ge­wie die deren Markgraf Johann ſich den Zumuthungen des Kaiſers auf dem Reichstage entſchieden widerſetzte und ſchrift des Interims mit als Feder,

die Unter­den Worten verweigerte:lieber Beil, lieber Blut, als Tinte.

Seit dem Ende des Schmalkald das aufgezwungene teſtantiſchen Kirche und der

iſchen Krieges und durch Augsburger Interim war die Lage der pro: zu ſchmachvoll, das Verfahren des Kaiſers katholiſchen Parthei zu druͤckend geworden, al ö 19

8 daß