30 Arbeitszeit und Freizeit
chende Anreizsysteme geschaffen werden, welche den Faktor Zeit angemessen berücksichtigen.
Darüber hinaus sollte man nicht die Tendenz zu alternativen Lebensformen unterschätzen, die von einem Teil der jungen Menschen als erstrebenswert angesehen werden. Einerseits handelt es sich oft um nicht mehr als eine ideologisch verbrämte Leistungsverweigerung mit staatlicher Subventionierung. Andererseits kommt hier aber auch der Wunsch nach Eigeninitiative und Selbständigkeit zum Ausdruck, der insbesondere im hochspezialisierten Produktionsprozeß oft nur teilweise erfüllt werden kann.
Wenn auch die Arbeitsbedingungen ständig verbessert worden sind, und z.B. die„Humanisierung der Arbeit“ bzw. die„Monotonie des Arbeitslebens“ in vielen Fällen nicht mehr als Worthülsen darstellen, die von den Massenmedien regelmäßig und ständig gebraucht werden, so ist dennoch die These von Burkhard Strümpel zu bedenken, ob nicht durch veränderte Organisationsstrukturen mit größerem Mitbestimmungs- und Entfaltungsspielraum für den einzelnen Mitarbeiter die gesunkene Arbeitszufriedenheit wieder gesteigert werden könne.?® Die zunehmende Verbreitung von Qualitätszirkeln und Lernstatt-Konzepten als Formen angewandter Organisationsentwicklung geht auch in diese Richtung.
In diesem Zusammenhang können auch veränderte Arbeitszeitstrukturen dazu beitragen, daß die Arbeit interessanter wird. Dabei denken wir insbesondere an flexible Formen der Arbeitszeit, durch die die vorhandene Arbeit auf insgesamt mehr Arbeitskräfte verteilt werden kann.
Ziel solcher Überlegungen sollte sein, daß wir in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre nicht in eine Zweiklassengesellschaft verfallen, die sich aus einer privilegierten Schicht von Erwerbstätigen und einer unterprivilegierten Schicht von Arbeitslosen zusammensetzt.
Vielleicht könnte auch durch eine flexible Arbeitszeitpolitik eine bessere Verbindung zu jenem„inoffiziellen“ Arbeitsmarkt gelingen, wo Bedarf für Pflege und Fürsorge, individuelle Ausbildung oder arbeitsintensive Leistungen bestehen, aber weder von den im formalen Arbeitsprozeß Tätigen noch von den arbeitslosen Erwerbspersonen befriedigt werden können.
2 Vgl. z.B. Strümpel, B.: Arbeitsmotivation im sozialen Wandel, DBW 1985, S. 42ff.