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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Arbeitszeitverkürzung und Arbeitsmarkt 49

Rationalisierungsmaßnahmen auf den Arbeitsmarkt war begrenzt, weil Arbeitskräfte ohnehin knapp waren und ständig neue benötigt wurden.

Weiterhin wird von seiten der BDA vorgebracht, daß insbesondere Klein­und Mittelbetriebe kaum in der Lage sind, den Ausfall des Arbeitsvolu­mens zu kompensieren und deswegen zu Produktionseinschränkungen ge­zwungen sind. Darüber hinaus stehen trotz hoher Arbeitslosigkeit nicht genügend Facharbeiter zur Verfügung. Diese Knappheit würde sich bei einer Verkürzung der Arbeitszeit weiter verschärfen.

c) Gesamtwirtschaftliche Argumente

Dieter Mertens widerspricht diesen Argumenten aus gesamtwirtschaftli­cher Sicht.?6 Seiner Ansicht nach sind die erwähnten Rationalisierungsef­fekte nicht mehr als Verlagerungen in der Zeit. Andererseits würden die Unternehmen ja sonst bewußt Arbeitszeitverkürzungen einsetzen, um Produktivitätsfortschritte zu generieren. Hier wird wohl Ursache und Wirkung vertauscht: Die Verkürzung der Arbeitszeit ist ein Kostenfaktor und bringt für sich noch keine Leistungssteigerung. Klein- und Mittelbe­triebe können nach Ansicht von Mertens eine portionsweise Arbeitszeit­verkürzung durchaus verkraften, weil das,was für den einzelnen Kleinbe­trieb noch nicht aufgeht, dann zumindest bereits für die Branche in einer Region beschäftigungswirksam wird. Hier sollte man jedoch beachten, daß mikroökonomisch gesehen geringere Arbeitszeitverkürzungen durch Rationalisierunggeschluckt werden, größere Arbeitszeitverkürzungen aber auch durchaus zur Aufgabe von Kleinbetrieben führen können. Da hiervon wiederum ein anderer Kleinbetrieb profitieren kann(wenn nicht der benachbarte durchrationalisierte Großbetrieb), ist allerdings gesamt­wirtschaftlich gesehen die Welt wieder in Ordnung. Analog ist auch das Facharbeiterproblem nur kurzfristiger Natur: Durch Umschulung und bessere Berufsausbildung kann jedes Unternehmen über die entsprechen­den Arbeitskräfte verfügen. Auch dies ist aus gesamtwirtschaftlicher Sicht durchaus richtig: Die z. T. langwierigen Anpassungsprobleme und die un­weigerlich kommenden Strukturveränderungen(z. B. die zunehmende Un­

35 Lamel, J.: Die Auswirkungen der Arbeitszeitverkürzung 1975 in der Industrie. Wirt­schaftspolitische Blätter, Wien, Heft 1/1975.

36 Mertens, D.: Gesamtwirtschaftliche Aspekte der Arbeitszeitpolitik. Zeitschrift für Be­triebswirtschaft 1979, S. 1027ff. Vgl. auch Fiedler, H.: Pro und Contra zur Arbeits­marktpolitik mit Arbeitszeitverkürzungen, Fortschrittliche Betriebsführung. Industrial Engineering 1983, S. 341349.

37 Ebenda, S. 1031.