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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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56 Arbeitszeitverkürzung und Tarifpolitik

Ab 1984 ist festzustellen, daß die BDA ihre ablehnende Haltung gegen jede Form kollektiver Arbeitszeitverkürzungen insofern modifizierten, weil sie nun in Verbindung mit Gesamtmetall und anderen Arbeitgeberverbänden für eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit(Tarifrentenlösung) eintreten.*7

Darüber hinaus gab es bereits relativ frühzeitig gewisse Ansatzpunkte für Kompromisse, wenn man an Arbeitszeitverkürzungen für bestimmte Mit­arbeitergruppen denkt. Dies gilt z.B. für die Manteltarifvereinbarung der Chemischen Industrie, wonach die Wochenarbeitszeit grundsätzlich bis 1988 bei 40 Stunden festgeschrieben, die Wochenarbeitszeit für ältere Ar­beitnehmer allerdings verkürzt wird.

Die Arbeitgeberverbände präferierten darüber hinaus flexible Arbeitszeit­verkürzungen. Diese Überlegungen kollidierten allerdings recht bald mit den Konzepten der Gewerkschaften, insbesondere der IG Metall. Obwohl in vielen Großunternehmen und einigen ertragstarken Branchen durchaus die Bereitschaft der Sozialpartner vorhanden war, neue Wege hinsichtlich einer größeren Arbeitszeitflexiblität zu gehen, mußte es deshalb zunächst zur Konfrontation in den Arbeitskämpfen in der Metall- und in der Druck­industrie kommen, bevor auch gewisse Möglichkeiten einer Flexibilisie­rung der Arbeitszeit vereinbart werden konnten.

2. Haltung der Gewerkschaften

Die Gewerkschaften des DGB standen und stehen flexiblen Arbeitszeit­konzepten auch weiterhin mit Skepsis gegenüber. IG Metall, ÖTV und IG Druck fordern statt dessen die Einführung der 35-Stunden-Woche. Die IG-Metall ist allerdings unter bestimmten Voraussetzungen zur Flexibili­sierung der individuellen Arbeitszeiten bereit. Allerdings hatten sich insbe­sondere fünf Gewerkschaften(NGG, IG Chemie, Textil+ Bekleidung, Bau/Steine/Erden und IG Bergbau) zunächst dafür entschieden, auf eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit hinzuwirken*, was jedoch die Forde­rung nach einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit in den nächsten Tarif­runden nicht ausschließt,

47 Vgl. Vortrag vom O. Esser vor der BDA im Mai 1984.

4 Schlitzberger, H. H.: Arbeitsplätze gestalten und erhalten, Siemens-Zeitschrift 4/83, S. 30. Vgl. auch die Broschüre Tarifrunde87, Arbeitszeit, Lohn und Gehalt, hrsg. v. Ge­samtmetall, Köln 1987.

49 Vgl. Hermann, E.: Tarifliche Strategien zur Arbeitszeitverkürzung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, WSI-Mitteilungen 9/1982, S. Iff.

50 Vgl. z.B. die Ausführungen des NGG-Vorsitzenden Döding auf dem Kongreß seiner Ge­

werkschaft 1986. manager magazin 3/83, S. 18ff.