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Arbeitszeitverkürzung und Wirtschaftspolitik
VI. Arbeitszeitverkürzung und Wirtschaftspolitik
Aufgabe der Wirtschaftspolitik sollte u.a. sein, ausreichend viele Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen, um Beschäftigungsprobleme größeren Ausmaßes zu verhindern. Dabei kommt eine Schlüsselrolle einer langfristig orientierten Strukturpolitik zu, um Investitionen in wettbwerbsfähigen Branchen und Industriezweigen zu fördern. Auch die Konjunkturpolitik ist wichtig: In der Rezession gehen Arbeitsplätze verloren, bei wirtschaftlichem Aufschwung nehmen sie zu.
1. Mehr Beschäftigung durch verstärkte Investitionen?
Grundsätzlich sollte man bedenken, daß kein Unternehmen allein mit dem Ziel investiert, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Entscheidend ist, ob für das eingesetzte Kapital eine ausreichende Rendite zu erwirtschaften ist. Nur wenn die Bedingungen hierzu vorhanden sind, ist eine Erhöhung der Beschäftigung denkbar. Vor diesem Hintergrund ist der Sachverhalt zu erklären, daß zwischen der Höhe der Investitionen und der Anzahl der Arbeitslosen ein statistischer Zusammenhang besteht, auch wenn ein Mehr an Investitionen nicht automatisch zu Neueinstellungen führen muß(vgl. Abb. 20).
Notwendig ist also eine Beschränkung aller Kosten, um die Ertragsbedingungen zu verbessern. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß, abgesehen von den Erhöhungen der beiden letzten Jahre, die Entgelte manchmal so stark gestiegen sind, daß sie den Spielraum für manche Investitionen verkleinert haben.” Nachteilig ist in diesem Zusammenhang, daß die Entgeltsteigerungen in den einzelnen Branchen kaum differieren und strukturelle Anpassungen deshalb verzögert werden.
Wünschenswert wäre jedoch, daß sich die Produktivitätsunterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftsbranchen stärker unterschieden und von daher ein größerer Spielraum für Arbeitszeitverkürzungen genutzt werden könnte.
57„Wir haben zuviel verteilt“, manager magazin 2/83, S. 22ff., vgl. auch Seicht, G.: Zusammenhänge zwischen Arbeitszeitverkürzung, Produktivität und Wirtschaftswachstum, Lohn+ Gehalt 6/83, S. 205— 212; aber auch Miegel, M.: Machtlos gegen den Trend: Wachstum und Arbeitszeit lassen sich nur wenig steuern. Die Zeit v. 20. 2. 1987, Ss. 30.