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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Arbeitszeitverkürzung und Wirtschaftspolitik

VI. Arbeitszeitverkürzung und Wirtschaftspolitik

Aufgabe der Wirtschaftspolitik sollte u.a. sein, ausreichend viele Arbeits­plätze zur Verfügung zu stellen, um Beschäftigungsprobleme größeren Ausmaßes zu verhindern. Dabei kommt eine Schlüsselrolle einer langfri­stig orientierten Strukturpolitik zu, um Investitionen in wettbwerbsfähi­gen Branchen und Industriezweigen zu fördern. Auch die Konjunkturpoli­tik ist wichtig: In der Rezession gehen Arbeitsplätze verloren, bei wirt­schaftlichem Aufschwung nehmen sie zu.

1. Mehr Beschäftigung durch verstärkte Investitionen?

Grundsätzlich sollte man bedenken, daß kein Unternehmen allein mit dem Ziel investiert, neue Arbeitsplätze zu schaffen. Entscheidend ist, ob für das eingesetzte Kapital eine ausreichende Rendite zu erwirtschaf­ten ist. Nur wenn die Bedingungen hierzu vorhanden sind, ist eine Erhö­hung der Beschäftigung denkbar. Vor diesem Hintergrund ist der Sach­verhalt zu erklären, daß zwischen der Höhe der Investitionen und der Anzahl der Arbeitslosen ein statistischer Zusammenhang besteht, auch wenn ein Mehr an Investitionen nicht automatisch zu Neueinstellungen führen muß(vgl. Abb. 20).

Notwendig ist also eine Beschränkung aller Kosten, um die Ertragsbedin­gungen zu verbessern. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß, abgesehen von den Erhöhungen der beiden letzten Jahre, die Entgelte manchmal so stark gestiegen sind, daß sie den Spielraum für manche Investitionen ver­kleinert haben. Nachteilig ist in diesem Zusammenhang, daß die Entgelt­steigerungen in den einzelnen Branchen kaum differieren und strukturelle Anpassungen deshalb verzögert werden.

Wünschenswert wäre jedoch, daß sich die Produktivitätsunterschiede zwischen den einzelnen Wirtschaftsbranchen stärker unterschieden und von daher ein größerer Spielraum für Arbeitszeitverkürzungen genutzt werden könnte.

57Wir haben zuviel verteilt, manager magazin 2/83, S. 22ff., vgl. auch Seicht, G.: Zu­sammenhänge zwischen Arbeitszeitverkürzung, Produktivität und Wirtschaftswach­stum, Lohn+ Gehalt 6/83, S. 205 212; aber auch Miegel, M.: Machtlos gegen den Trend: Wachstum und Arbeitszeit lassen sich nur wenig steuern. Die Zeit v. 20. 2. 1987, Ss. 30.