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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Arbeitszeitverkürzung und Wirtschaftspolitik 63

die hohen deutschen Löhne durch ein möglichst hohes Produktivitäts­wachstum zu verteidigen. Dies bedeutet wiederum die Förderung und nicht die Verteufelung des technischen Fortschritts und in gewissen Grenzen die Weitergabe von Produktivitätsfortschritten in Form von Arbeitszeitverkürzungen. Daß hierdurch nur ein Teil des Beschäfti­gungsproblems gelöst werden kann, haben wir bereits deutlich ge­macht.®!

b) Die nachfrageorientierte Wachstumsstrategie

Im Hinblick auf die Beschäftigungsproblematik scheint es am sinnvollsten zu sein,Änderungen in der Nachfragestruktur zugunsten von Zukunfts­investitionen im privaten und öffentlichen Bereich in die Überlegungen einzubeziehen.°

Dabei handelt es sich um Investitionen im Energiesektor(z.B. Fernwär­me), Verkehrssektor(z. B. Hochgeschwindigkeitszüge), neue Kommuni­kationstechnologien, Umweltschutzinvestitionen und die Lösung von Aufgaben im Sozial- und Ausbildungsbereich. Hier ist es eine schwierige Aufgabe, die hierzu erforderliche Finanzierung sicherzustellen und gleich­zeitig mittelfristig die Staatsfinanzen zu konsolidieren. Deshalb sollte man die Privatinitiative entsprechend fördern, auch wenn in Zukunft der staat­liche Bereich einen großen Teil der erwähnten Investitionsfelder abdecken wird.

c) Die angebotsorientierte Wachstumsstrategie

Zielrichtung dieser Strategie ist es, die Investitionsneigung der Unterneh­men zu verbessern, die in Deutschland seit Mitte der 70er Jahre relativ niedrig ist. Ansatzpunkte sind die relativ hohen Löhne(insbesondere die Lohnnebenkosten), das nationale und vor allem auch das internationale Zinsniveau und nicht zuletzt die staatliche Investitionsförderungs- und Subventionierungspolitik. Hier dürfte ein wichtiger Zusammenhang zu einer effizienten Technologieförderung liegen.

Insgesamt ist eine gemischte, angebots- und nachfrageorientierte Wachs­tumsstrategie erforderlich, die technologische Veränderungen begünstigt und von der breiten Mehrheit der Bevölkerung als sozial angemessen emp­

61 Vgl.S. S1ff. d. B. 62 Krupp, H.-J.: a.a.O.: S. 10, vgl. auch Pohl, R.: Wirtschaftspolitik darf nicht länger tatenlos bleiben, FR v. 14. 2. 1987, 5. 6.