Druckschrift 
Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
Seite
100
Einzelbild herunterladen

|

EN A

100 Haltung der Tarifvertragsparteien

II. Haltung der Tarifvertragsparteien

Vergleicht man insbesondere die Auseinandersetzungen um die Verkür­zung der Wochenarbeitszeit in den Jahren 1985 und 1987, stellt man schnell fest, daß die Argumentationswelten der Tarifvertragsparteien sich nicht grundsätzlich verändert haben.

1. Die Arbeitgeberverbände zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit

Die Arbeitgeberverbände sind nach wie vor gegen eine pauschale Verkür­zung der Wochenarbeitszeit. Nach ihrer Ansicht sind die beschäftigungs­politischen Auswirkungen gering und die Kosten zu hoch. Am Ende sei nicht mehr, sondern weniger Beschäftigung zu erwarten, weil die Unter­nehmen als Anpassungsmaßnahme alle Rationalisierungsreserven ausnut­zen und Arbeitsplätze wegrationalisieren müßten. Nicht zuletzt werde die internationale Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigt, die nur durch Ko­stenentlastung, aber nicht durch weitere Kostensteigerungen erhalten wer­den könne. Insbesondere durch eine Flexibilisierung der Arbeitszeit sind kostensparende Entlastungsmaßnahmen bzw. ein Entlassungsschutz für jüngere Arbeitnehmer zu erreichen. Darüber hinaus sind Arbeitszeitver­kürzungen von Klein- und Mittelbetrieben nur schwer zu verkraften. Außerdem erweitern sie die sog. Fachkräfte-Lücke, von den engen Vertei­lungsspielräumen ganz zu schweigen, die größere Arbeitszeitverkürzungen ohnehin ausschließen. 86, 87

a) Arbeitsmarktentlastung?

Die Arbeitgeberverbände bezweifeln die von den Gewerkschaften erhoffte Beschäftigungswirkung. Dabei wird insbesondere daran erinnert, daß eine Arbeitszeitverkürzung mit Lohnausgleich einer zusätzlichen Lohnerhö­hung gleichkommt und von daher den Zwang zur Rationalisierung ver­stärkt. Kostenneutralität sei auch dann nicht gegeben, wenn bei der Ar­beitszeitverkürzung auf den Lohnausgleich verzichtet würde. Schließlich

86 Vgl. S.70d.B.

87 Arbeitszeitverkürzungen schaden mehr als sie nutzen; Rechnungen, die nicht aufgehen, Zusammenhänge, die man kennen muß, Köln 1983. Vgl. auch: Gegen die 35-Stunden­Woche, hrsg. v. Gesamtverb. d. metallindustriellen Arbeitgeberverbände(Gesamt­metall), Köln 1983. Tarifrunde87: Arbeitszeit, Lohn und Gehalt(Gesamtmetall) Köln 1987.