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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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106 Haltung der Tarifvertragsparteien

hierbei Teilzeitarbeit ebenso wie Job-sharing. Dabei gehen sie von folgen­dem Prinzip aus:

Jede Flexibilisierung der Arbeitszeit ist sinnvoll. Für viele, die Arbeit su­chen, für viele, die Arbeit haben. Viele Familien, in denen Mann und Frau verdienen, möchten in der Arbeitszeit beweglicher sein. Auch Unterneh­men mit schwankender Auslastung könnten mit flexibler Arbeitszeit dar­auf reagieren. Der technische Fortschritt macht heute vieles möglich, was gestern in der Arbeitsorganisation nur schwer zu praktizieren war. Dabei muß man davon ausgehen, daß die deutschen Gewerkschaften diesen Überlegungen nur mit großen Vorbehalten folgen können, in einer kürz­lich veröffentlichtenkonkreten Utopie für die 90er Jahre sich jedoch in­teressante Berührungspunkte finden.

2. Die Gewerkschaften zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit a) Arbeitsmarktentlastung

Die Gewerkschaften fordern den Einstieg in die 35-Stunden-Woche, weni­ger aus humanitären, sondern aus beschäftigungspolitischen Gründen. Für die meisten Gewerkschaftsfunktionäre können nur durch drastische Arbeitszeitverkürzungen die bestehende Arbeitslosigkeit beseitigt oder gar neue Stellen geschaffen werden. Deshalb waren die Arbeitskämpfe des Jahres 1984 und letztlich auch 1986/87 in der deutschen Metall- und Druckindustrie besonders hartnäckig und langwierig und konnten beim Einstieg in die 35-Stunden-Woche im Jahre 1985 erst durch eine politi­sche Schlichtung beendet werden. Obwohl durch einschlägige Untersu­chungen bekannt war, daß viele Arbeitnehmer eine Verkürzung der Le­bensarbeitszeit einer Verkürzung der Wochenarbeitszeit vorziehen, hatten die Arbeitgeberverbände dennoch die Solidarisierung der Arbeitnehmer unterschätzt, die in einem Arbeitskampf entsteht.

Neben drastischen Arbeitszeitverkürzungen plädieren die Gewerkschaften für eine Eindämmung der Schwarzarbeit, um der alarmierenden Arbeits­marktentwicklung entgegenzuwirken. Hier ist nach ihrer Ansicht der Staat gefordert, entsprechende Kontrollmechanismen zur Verhinderung der Schwarzarbeit zu entwickeln. Obwohl die Bundesregierung geeignete

9% BDA(Hg.): Arbeitszeitverkürzungen schaden mehr als sie nützen, Köln 1983. Auf dem Prüfstand: Die Verkürzung der Arbeitszeit, Köln 1983.

% Vgl. Robak, B., Schlecht, M.: Arbeitszeitverkürzung in Formen und Auswirkungen. Die Mitbestimmung 7/1982.