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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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108 Haltung der Tarifvertragsparteien

promiß so beschaffen ist, daß er wegen relativ geringer, wirtschaftlich ge­rade noch vertretbarer Arbeitszeitverkürzungen zu keinen nennenswerten Entlastungseffekten auf dem Arbeitsmarkt führt.

b) Kosten- und Produktivitätseffekte

Während die Arbeitgeberverbände die Kosten von Arbeitszeitverkürzun­gen besonders betonen, gehen die Gewerkschaften, unter Hinweis auf mögliche Produktivitätszuwächse, z.B. durch Rationalisierungsmaßnah­men, Intensivierung und Organisation der Arbeit und andere Produktivi­tätssteigerungen, von einem niedrigeren Kostenanstieg aus. Insofern be­stehen Kostenschätzungen zwischen 1,1%(Gewerkschaften) und 2,6% (Arbeitgeberverbände) für eine Stunde Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.

Grundsätzlich spricht einiges für die Argumentation der Gewerkschaften, denn Produktivitätssteigerungen hat es bisher immer gegeben und sie wer­den, wenn wahrscheinlich auch auf einem etwas niedrigeren Niveau, auch in Zukunft vorhanden sein. Das Problem liegt nur darin, daß der Vertei­lungsspielraum einer Produktivitätssteigerung von ca. 3% verhältnismä­Big klein ist. Die Kosten von zusätzlichen kollektiven Arbeitszeitverkür­zungen können insbesondere dann nicht mehr aufgefangen werden, wenn die Inflationsrate ebenfalls diese Größenordnung erreicht.

Darüber hinaus besteht das grundsätzliche Dilemma, daß der Arbeits­marktentlastungseffekt um so niedriger ausfällt, je höher der Produktivi­tätseffekt ist, weil dann Arbeitskräfte z.B. durch Maschinen ersetzt wer­den. Andererseits müßte die Produktivität eine gewisse Mindestgröße überschreiten, damit die Kosten von Lohnsteigerungen und Arbeitszeit­verkürzungen verkraftet werden können. Aber zwei Dinge gleichzeitig, nämlich hohe Produktivitätszuwächse und eine hohe Neueinstellungsquo­te, werden nicht zu erreichen sein. Deshalb sollten die Beschäftigungsef­fekte von Arbeitszeitverkürzungen auch aus diesen Gründen als nicht zu hoch eingeschätzt werden.

c) Auswirkungen auf den internationalen Wettbewerb

Die Gewerkschaften sind der Meinung, daß durch Arbeitszeitverkürzun­gen keine Beeinträchtigung der internationalen Wettbewerbsposition zu

9 Vgl. NGG, Daten, Fakten, Argumente zur Arbeitsmachtsituation und Arbeitzeitverkür­zung, Hamburg 1982.