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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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126 Grundsätzliche Aspekte einer Verkürzung der Lebensarbeitszeit

Möglichkeit Gebrauch machen. Die offizielle Arbeitslosenstatistik würde um ca. 62.000 Personen entlastet, die neben weiteren 20% aus derStillen Reserve einen freien Arbeitsplatz erhielten.!** Etwas größere Entla­stungseffekte wären bei einer weiteren Herabsetzung des Rentenalters, z.B. bis zum 58. Lebensjahr zu erwarten. Kühlewind rechnet hier pro Jahrgang mit maximal etwa 120.000 Personen.!?5 Die Entlastung des Ar­beitsmarktes wird aber ebenfalls nur einen Teil diesesPotentials ausma­chen. Die Milderung der Arbeitslosigkeit läßt sich somit durch diese vergleichsweise teure Maßnahme auch nicht annähernd erreichen.

b) Das Produktivitätsargument

Hier geht es um den Streit, wie viele der freiwerdenden Plätze tatsächlich wieder besetzt werden. Hier gibt es bekanntlich Schwankungen zwischen ca. 20 und 65%. Dabei ist zu beachten, daß der beschäfigungssteigernde Effekt der Herabsetzung der Altersgrenze von den Unternehmen noch ver­gleichsweise höher eingeschätzt wird als bei anderen Formen der Arbeits­zeitverkürzung. Insgesamt wäre es jedoch unrealistisch anzunehmen, daß in den Betrieben noch bedeutende Produktivitätsreserven stecken und es zu einem regelrechten Produktivitätsschub käme.!36

c) Das Finanzierungsargument

Eine Vorziehung der Altersgrenze ist entweder von den Beitragszahlern bzw. ihren Sozialversicherungsträgern oder generell vom Staat zu finan­zieren. Die aktuellen Stichworte lauten:

versicherungsmathematischer Abschlag?

Beteiligung der Bundesanstalt für Arbeit, entweder weil weniger Ar­beitslose direkt zu finanzieren sind oder weil bis zum regulären Ruhe­stand ein bestimmter Zeitraum zu überbrücken ist.

teilweise Übernahme der Finanzierung durch Arbeitgeber und Arbeit­nehmer.

War Kühlewind 1982 der Ansicht,daß auch das ‚Kostenargument bei gutem Willen aller Beteiligten entkräftet werden kann,!37 sind angesichts desDiktats der leeren Kassen die Stimmen ruhiger geworden. Gleich­wohl wäre es zu wünschen, wenn es den Parteien im Deutschen Bundestag

134 Bäcker, G.; Naegele, G., a.a.O., S. 688. 135 Kühlewind, G., a.a.O., S. 3. 136 Kühlewind, G., a.a.O., S. 4. 137 Kühlewind, G., a.a.O., S. 4.