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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Grundsätzliche Aspekte einer Verkürzung der Lebensarbeitszeit 127

gelänge, eine Regelung für eine größere Flexibilisierung des Rentenein­trittsalters zu finden, die auch finanzierbar ist.

Im übrigen kann man ebenso wie bei anderen Formen der Arbeitszeit­verkürzung so auch hier einwenden, daß die freigewordenen Arbeits­plätze wegen beruflicher, qualifikatorischer oder regionaler Strukturdis­krepanzen nur schwer oder kaum wieder besetzt werden können.

3. Plädoyer für ein flexibles Lebensarbeitszeitkonzept

Wägt man die vorgebrachten Argumente gegeneinander ab, wäre es unso­zial und unliberal, die Altersgrenze generell vorzuverlegen. Hier kann nur der Grundsatz der Freiwilligkeit und der Flexibilität nach unten und nach oben gelten.

Darüber hinaus wird es aus Finanzierungsgründen erforderlich sein, den früheren Rentenbezug zumindest, wenn eine bestimmte Beitragsdauer nicht erreicht worden ist nur bei versicherungsmathematischen Ab­schlägen zu ermöglichen. In diesem Zusammenhang sollte jeder Arbeit­nehmer sein individuelles Lebensarbeitszeitkonzept selbst bestimmen kön­nen. Das könnte z. B. bedeuten, daß der Beitragszahler, der schon früh in das Erwerbsleben eingetreten ist, auch entsprechend früher wieder aus­scheiden kann..

Bernhard Teriet!38 verweist zu Recht auf folgende Überlegungen von Jean Fourastie!?39, aus denen die Umrisse eines flexiblen Lebensarbeitszeitkon­zeptes entnommen werden können:

1. Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt zum Ende unseres Jahrhunderts 80 Jahre; multipliziert mit Tagen und Stunden ergibt dies eine Lebenszeit von rund 700000 Stunden.

2. Die wöchentliche Arbeitszeit wird bei 30 Stunden liegen, im Jahr werden 40 Wochen gearbeitet und insgesamt sind 35 Berufsjahre zu ab­solvieren; dies macht summa summarum 42000 Stunden Arbeitszeit. Zieht man davon die Verspätungen und die Zeit für sonstiges Fehlen ab, so ergibt dies eine tatsächliche Arbeitszeit von 40000 Stunden.

138 Teriet, B.: Die Lebensarbeitszeit eine vernachlässigte Größe? Arbeit und Sozialpolitik 1979/1, 5. 6f. 139 Fourastie, J.: Die 40.000 Stunden, Frankfurt u.a., 1968, S. 9f.