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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Der gleitende Übergang in den Ruhestand 153

Dienstjahren für höchstens 4 Jahre und längstens bis zum 63. Lebensjahr zu 20 Wochenstunden beschäftigt werden. Nach Ablauf dieser Teilzeitbe­schäftigung erfolgt der Übergang in den Ruhestand.

Das Bruttoentgelt beträgt 75% des Entgelts bei Vollzeitbeschäftigung. Die Erfolgsbeteiligung wird anteilig ermittelt. Hinsichtlich der betrieblichen und der gesetzlichen Altersversorgung wird durch die Zahlung von Versi­cherungsbeiträgen durch den Arbeitgeber dasselbe Leistungsniveau wie bei Vollzeitarbeit gewährleistet.

Das Unternehmen hält es für denkbar, daß mittlere und höher qualifizierte Arbeitskräfte von dieser Möglichkeit einer Teilzeitbeschäftigung mehr Ge­brauch machen könnten als Arbeiter und einfache Tarifangestellte. Aller­dings haben bisher nur 578 von insgesamt ca. 13 300 anspruchsberechtig­ten Mitarbeitern von diesem Angebot Gebrauch gemacht.!6®

Die ersten Erfahrungen bei Siemens zeigen, daß ebenso wie in der Mineral­ölindustrie Führungskräfte durchaus bereit sind, vorzeitig in Pension zu gehen. Die Vorstellung vom Manager, der starr an seiner Position und dem damit verbundenen Status festhält, ist also zu einfach. Vielleicht trifft sie eher für die erfolgreichen Manager zu, die kein Ende ihrer Schaffens­kraft im Berufsleben erkennen können, oder für diejenigen Führungskräf­te, die nicht wissen, was sie mit ihrer Freizeit anfangen können. Umge­kehrt wäre es denkbar, daß entweder die im Beruf Frustrierten aber auch diejenigen, die relativ freizeitorientiert sind bzw. in Vereinen und Verbän­den oder freiberuflich engagiert sind, einer vorzeitigen Pensionierung recht aufgeschlossen gegenüberstehen, solange keine allzu starken mate­riellen Einbrüche zu erwarten sind.

Während eine starke Bindung an den Beruf die Anpassung an die Pensio­nierung erschwert, gibt es insofern Unterschiede zwischen Angestellten und gewerblichen Arbeitnehmern, daß letztere eher bereit sind, vorzeitig aus dem Berufsleben auszuscheiden,sofern die Kasse stimmt. Dies könnte mit den höheren körperlichen Belastungen zusammenhängen. Auch in Großunternehmen zeigt sich eine größere Bereitschaft zur Früh­pensionierung als in Klein- und Mittelbetrieben.!67

166 Siemens/Arbeitszeit: Teilzeitarbeit älterer Arbeitnehmer vorgesehen, Handelsblatt v. 28. 10. 1982. Siemens-Angebot stieß auf positive Resonanz, Handelsblatt v. 19. 2. 87, aber auch Siemens: Großzügige Regelung zum gleitenden Ruhestand kaum erfolgreich, Praxis-Handbuch der Arbeitszeitgestaltung(PDA), Heft 1 v. 25. 8. 1987, S. 50f.

167 Verrentet und vergessen, a.a.O., S. 38.