Pro Kontra
An einer Verkürzung der Lebensarbeitszeit sind nicht nur die betroffenen älteren Arbeitnehmer interessiert, so daß eine hohe Kampfbereitschaft aller Kolleginnen und Kollegen für die Tarifrente besteht; aufgrund der geringeren Kostenbelastung der Unternehmen durch die Tarifrente wird der Widerstand der Unternehmerverbände gegen die Tarifrente nicht so hoch sein wie gegen die 35-Stunden-Woche; der Widerstand wird auch nicht so geschlossen sein, da Teile der Unternehmerschaft aufgrund ihres eigenen Interesses an einer Verjüngung der Belegschaften der Forderung aufgeschlossen gegenüberstehen; im Gegensatz zur Verkürzung der Wochenarbeitszeit ist die Verkürzung der Lebensarbeitszeit nicht Gegenstand des sog.„ Tabu-Katalogs“ der BDA; nach den Auseinandersetzungen um die Tarifrente werden die Gewerkschaften gestärkt in die Auseinandersetzungen um die 35-Stunden-Woche gehen.
Argument
Durchsetzbarkeit und Perspektiven
Die jüngeren Arbeitnehmer werden für Kampfmaßnahmen für die Tarifrente nicht zu gewinnen sein; viele Unternehmen und ganze Branchen, in denen heute schon kaum mehr ältere Arbeitnehmer beschäftigt sind, werden nicht mobilisierbar sein;
wenn die Tarifrente mit Neueinstellungsgarantie und ohne Einkommenseinbußen für die Arbeitnehmer durchgesetzt werden soll, werden Kampfmaßnahmen ähnlicher Qualität wie für die 35-Stunden-Woche notwendig sein;
der— wenn auch nur vorübergehende— Verzicht auf die nach allen Kriterien sinnvolle und notwendige Verkürzung der Wochenarbeitszeit bedeutet die Kapitulation vor dem Tabu-Katalog der Unternehmerverbände. Diese Kapitulation wird die gewerkschaftliche Durchsetzungskraft nicht nur in der Arbeitszeitpolitik, sondern auch in allen anderen tarifpolitischen Auseinandersetzungen und daüber hinaus gegenüber dem Staat nachhaltig schwächen.
Die Vorruhestandsregelung
Abb. 47: Argumente aus der gewerkschaftlichen Diskussion um die Tarifrente
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