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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Auflockerung des Kongruenz-Prinzips 189

I. Auflockerung des Kongruenz-Prinzips von Betriebszeit und persönlicher Arbeitszeit

1. Die Gleitende Arbeitszeit

Das Wesen der Gleitzeit besteht darin, daß der Mitarbeiter im gewissen Umfange Beginn und Ende seiner Arbeitszeit und damit zugleich den Um­fang der Arbeitszeit selbst bestimmt, um sie auf diese Weise besser seinen persönlichen Bedürfnissen und seinem individuellen Arbeitsrhythmus an­passen zu können.

Neben der Erweiterung des Freiheitsspielraumes für den einzelnen Arbeit­nehmer waren auch öffentliche und Interessen des Arbeitgebers für Ein­führung und Erfolge der Gleitenden Arbeitszeit maßgebend. So hat die Gleitzeit in gewissem Umfange dazu beigetragen, Verkehrsüberlastungen im Berufsverkehr zu mildern. Der Arbeitgeber profitiert von der Rege­lung, weil für ihn das Pünktlichkeitsrisiko praktisch entfällt und Arztbesu­che, Behördengänge und andere private Besorgungen so gelegt werden können, daß Dienstbefreiungen regelmäßig nicht erforderlich sind.

Die Einführung der Gleitenden Arbeitszeit ist allerdings im wesentlichen auf die Verwaltungen und Dienstleistungsbetriebe beschränkt geblieben; in der Produktion hat sie sich hingegen in größerem Umfang nicht dürch­setzen können, obgleich sie hier prinzipiell nur dann undurchführbar er­scheint, soweit im Takt oder am Fließband gearbeitet wird. Tatsächlich hat sie in der Regel nicht einmal in den taktungebundenen Werkstätten für längerfristig angelegte Reparatur- und Wartungsanlagen Einzug halten können. Falsch verstandene Gleichbehandlung hat sogar oft genug verhin­dert, daß wenigstens die produktionsnahen Verwaltungsstellen ebenso in den Genuß der Gleitzeitregelung kommen wie die Mitarbeiter in den Zen­tralen.

a) Grundmuster der Gleitenden Arbeitszeit

Wenn es eine Mutter der Gleitzeit gibt, dann ist es Christel Kämmerer. Ih­rem Wirken und dem auf ihren Gedanken aufbauenden sogenannten Ot­tobrunner Modell der Messerschmidt-Bölkow-Blohn GmbH!®2) ist der Erfolg dieser Form flexibler Arbeitszeit zu danken. Vielleicht ist es auf die­sen Umstand der Entstehung im wesentlichen aus einer Quelle zurückzu­

192 Vgl. Haller. W.: StichwortArbeitszeit, gleitende, in Personalenzyklopädie, Band 1, München 1977.