Auflockerung des Kongruenz-Prinzips 189
I. Auflockerung des Kongruenz-Prinzips von Betriebszeit und persönlicher Arbeitszeit
1. Die Gleitende Arbeitszeit
Das Wesen der Gleitzeit besteht darin, daß der Mitarbeiter im gewissen Umfange Beginn und Ende seiner Arbeitszeit und damit zugleich den Umfang der Arbeitszeit selbst bestimmt, um sie auf diese Weise besser seinen persönlichen Bedürfnissen und seinem individuellen Arbeitsrhythmus anpassen zu können.
Neben der Erweiterung des Freiheitsspielraumes für den einzelnen Arbeitnehmer waren auch öffentliche und Interessen des Arbeitgebers für Einführung und Erfolge der Gleitenden Arbeitszeit maßgebend. So hat die Gleitzeit in gewissem Umfange dazu beigetragen, Verkehrsüberlastungen im Berufsverkehr zu mildern. Der Arbeitgeber profitiert von der Regelung, weil für ihn das Pünktlichkeitsrisiko praktisch entfällt und Arztbesuche, Behördengänge und andere private Besorgungen so gelegt werden können, daß Dienstbefreiungen regelmäßig nicht erforderlich sind.
Die Einführung der Gleitenden Arbeitszeit ist allerdings im wesentlichen auf die Verwaltungen und Dienstleistungsbetriebe beschränkt geblieben; in der Produktion hat sie sich hingegen in größerem Umfang nicht dürchsetzen können, obgleich sie hier prinzipiell nur dann undurchführbar erscheint, soweit im Takt oder am Fließband gearbeitet wird. Tatsächlich hat sie in der Regel nicht einmal in den taktungebundenen Werkstätten für längerfristig angelegte Reparatur- und Wartungsanlagen Einzug halten können. Falsch verstandene Gleichbehandlung hat sogar oft genug verhindert, daß wenigstens die produktionsnahen Verwaltungsstellen ebenso in den Genuß der Gleitzeitregelung kommen wie die Mitarbeiter in den Zentralen.
a) Grundmuster der Gleitenden Arbeitszeit
Wenn es eine Mutter der Gleitzeit gibt, dann ist es Christel Kämmerer. Ihrem Wirken und dem auf ihren Gedanken aufbauenden sogenannten Ottobrunner Modell der Messerschmidt-Bölkow-Blohn GmbH!®2) ist der Erfolg dieser Form flexibler Arbeitszeit zu danken. Vielleicht ist es auf diesen Umstand der Entstehung im wesentlichen aus einer Quelle zurückzu
192 Vgl. Haller. W.: Stichwort„Arbeitszeit, gleitende“, in Personalenzyklopädie, Band 1, München 1977.