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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Auflockerung des Kongruenz-Prinzips 207

tisch gegenüberstehen(weniger für die Betriebsräte, die bei entsprechen­den Mitwirkungsmöglichkeiten Lösungen inihrem Betrieb aufgeschlos­sener sind), sondern auch für die Unternehmen und die Mehrzahl der Füh­rungskräfte. Allerdings gibt es inzwischen einige konkrete Modelle(z.B. BASF Werk Ettenheim, Fulda Reifen, das Volvo- und das Siemens-Mo­dell mit Wochenendschichten), bei denen die Betriebszeit verlängert und die individuelle Arbeitszeit dennoch verkürzt wurde. Sie sind jedoch, wenn auch bei zunehmender Tendenz, eher die Ausnahme als die Regel.

Das geht doch nie,Das war schon immer so, sind beliebte Abwehräu­ßerungen, um tiefverwurzelte Denkgewohnheiten nicht aufgeben zu müs­sen. In dieser Hinsicht müssen die Unternehmen und die Arbeitgeberver­bände noch manche Überzeugungsarbeit in ihren eigenen Reihen leisten. Dies gilt nicht zuletzt auch für den Langzeiturlaub.

d) Langzeiturlaub(Sabbaticals)

Nicht nur die Arbeitszeit läßt sich variabel gestalten. Prinzipiell gilt dassel­be auch für den Urlaub.

Dabei bieten Langzeiturlaube(Sabbaticals) die Möglichkeit des zeitweili­gen Abstandnehmens vom Beruf und sind insofern auf die Lebensarbeits­zeit bezogen.

Es ist nicht so sehr beabsichtigt, daß ein Arbeitnehmer alle X Jahre, also in einem dogmatisch festgelegten Rahmen ein sogenanntes Sabbatjahr nimmt. Vielmehr sollen individuelle Unterbrechungen des Erwerbs­lebens ermöglicht werden.Vorliegende internationale Erfahrungen mit dem Sabbatical belegen eindrucksvoll ein fast unendlich breites Spektrum zeitweiliger Alternativen zum Arbeitsalltagstrott2!2 Bezogen auf die Anzahl aller Arbeitsverhältnisse wird es sich jedoch um einen sehr niedri­gen Anteil handeln. Ungewöhnlich ist die Sabbatical-Idee nicht. Im Prin­zip gilt sie bereits für mehrwöchige Wehrübungen, Kuraufenthalte oder den Mutterschaftsurlaub.

Sie könnten ebenso gelten für:

Bildungszwecke, Tätigkeiten in sozialen Hilfsdiensten, Auslandsauf­enthalte, die Vorbereitung auf den Ruhestand, persönliche Zwecke.

Nach Untersuchungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsfor­schung in Nürnberg sowie des Bundesinstituts für Berufsbildung in Berlin

212 Teriet, B.: Mit mehr Zeitsouveränität zu einer neuen Arbeitszeitpolitik, WSI-Mitteilun­gen 12/1980, S. 172ff.