214 Auflockerung des Kongruenz-Prinzips
seits haben sich andere Betriebe die Mühe gemacht, die tarifvertraglichen Möglichkeiten in entsprechenden Betriebsvereinbarungen so weit wie möglich zu nutzen,?!7 wobei die Betriebsräte und Gewerkschaften bei entsprechend intensiven Verhandlungen durchaus an konstruktiven Lösungen mitgewirkt haben.?!® Ein Muster für den Aufbau einer entsprechenden Betriebsvereinbarung zeigt Abb. 53219,
Dieses Betriebsvereinbarungs-Muster kann jedoch nicht mehr als ein Rahmen sein. Im wahrsten Sinne des Wortes muß das konkrete Modell auf die betrieblichen Verhältnisse zugeschnitten werden, um es mit Leben zu erfüllen.
Flexible Arbeitszeitregelungen sind stets vor dem Hintergrund der Anwendungsbedingungen zu sehen. Hierzu zählen z.B. die Branche, die technische und die ökonomische Situation, der Qualifikationsgrad der Führungskräfte und der Mitarbeiter. Auch Familienstand, Kinderzahl und die Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, die verkehrsmäßige Anbindung und der Unterschied zwischen Stadt und Land können die Entscheidung für eine bestimmte Arbeitszeitform beeinflussen. Die entsprechenden Prozesse sind oft sehr zähflüssig. So hat sich nach Untersuchungen des Wissenschaftszentrums Berlin„der Prozeß der Vorbereitung und Umsetzung meist über mehrere Jahre hingezogen.“220 Dabei bestehen auch hohe Anforderungen an den Prozeß der Einführung und Umsetzung neuer Arbeitszeitformen: dies gilt insbesondere für das Ausbalancieren der unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten und Betroffenen und rechtzeitige organisatorische und personale Vorkehrungen. Dabei unterscheidet Schildknecht zwischen der Einführung eines neuen Arbeitszeitsystems als ganzes oder als Pilotprojekt und verschiedenen Schritten einer stufenweisen Einführung(vgl. Abb. 54).22)
217 Vgl. z.B. die Beiträge von Schaible und Schusser in: Knebel, H., Zander, E.(Hg.): Arbeitszeit-Flexibilisierung und Entgelt-Differenzierung, a.a.O., S. 57ff. und 70ff. und die Beiträge von Hoff, Schlochauer und Klein im PdA: Praxis-Handbuch der Arbeitszeit-Gestaltung, Gruppe 3: Innovative Arbeitszeiten, Freiburg i.B. 1987.
218 Vgl. z.B. den Beitrag von Riester im selben Buch, S. 96ff.
219 Vgl. Neifer, E. Arbeitszeitflexibilisierung, Leistung ist Lohn, Januar 1987.
220 Vgl. Hegner, F.: Flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten— empirische Befunde aus zwei aktuellen Studien, Vortrag Bonn 28./29. 11. 85, 5. 14.
221 Vgl. Schildknecht, M.: Wie man flexible Arbeitszeiten plant und einführt. Zürich 1986,
8. 32.