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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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214 Auflockerung des Kongruenz-Prinzips

seits haben sich andere Betriebe die Mühe gemacht, die tarifvertraglichen Möglichkeiten in entsprechenden Betriebsvereinbarungen so weit wie möglich zu nutzen,?!7 wobei die Betriebsräte und Gewerkschaften bei ent­sprechend intensiven Verhandlungen durchaus an konstruktiven Lösun­gen mitgewirkt haben.?!® Ein Muster für den Aufbau einer entsprechen­den Betriebsvereinbarung zeigt Abb. 53219,

Dieses Betriebsvereinbarungs-Muster kann jedoch nicht mehr als ein Rah­men sein. Im wahrsten Sinne des Wortes muß das konkrete Modell auf die betrieblichen Verhältnisse zugeschnitten werden, um es mit Leben zu er­füllen.

Flexible Arbeitszeitregelungen sind stets vor dem Hintergrund der Anwen­dungsbedingungen zu sehen. Hierzu zählen z.B. die Branche, die techni­sche und die ökonomische Situation, der Qualifikationsgrad der Füh­rungskräfte und der Mitarbeiter. Auch Familienstand, Kinderzahl und die Entfernung zwischen Wohnung und Arbeitsplatz, die verkehrsmäßige An­bindung und der Unterschied zwischen Stadt und Land können die Ent­scheidung für eine bestimmte Arbeitszeitform beeinflussen. Die entspre­chenden Prozesse sind oft sehr zähflüssig. So hat sich nach Untersuchun­gen des Wissenschaftszentrums Berlinder Prozeß der Vorbereitung und Umsetzung meist über mehrere Jahre hingezogen.220 Dabei bestehen auch hohe Anforderungen an den Prozeß der Einführung und Umsetzung neuer Arbeitszeitformen: dies gilt insbesondere für das Ausbalancieren der unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten und Betroffenen und rechtzeitige organisatorische und personale Vorkehrungen. Dabei unter­scheidet Schildknecht zwischen der Einführung eines neuen Arbeitszeit­systems als ganzes oder als Pilotprojekt und verschiedenen Schritten einer stufenweisen Einführung(vgl. Abb. 54).22)

217 Vgl. z.B. die Beiträge von Schaible und Schusser in: Knebel, H., Zander, E.(Hg.): Ar­beitszeit-Flexibilisierung und Entgelt-Differenzierung, a.a.O., S. 57ff. und 70ff. und die Beiträge von Hoff, Schlochauer und Klein im PdA: Praxis-Handbuch der Arbeits­zeit-Gestaltung, Gruppe 3: Innovative Arbeitszeiten, Freiburg i.B. 1987.

218 Vgl. z.B. den Beitrag von Riester im selben Buch, S. 96ff.

219 Vgl. Neifer, E. Arbeitszeitflexibilisierung, Leistung ist Lohn, Januar 1987.

220 Vgl. Hegner, F.: Flexiblere Gestaltung der Arbeitszeiten empirische Befunde aus zwei aktuellen Studien, Vortrag Bonn 28./29. 11. 85, 5. 14.

221 Vgl. Schildknecht, M.: Wie man flexible Arbeitszeiten plant und einführt. Zürich 1986,

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