Und daß und wie jener Herr Enferbecr, deffen Schere, deffen Art, deffen Spiß: Hacke ja erfreulicherweife von Sansfouci auf den„Neuen Garten“ abgelenkt waren, hier in der Schöpfung eines Friedrich gewütet, das empfanden diefe Kinder nicht,
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Der Mai ging, es wurde Juni, Flieder und Kaftanien blühten, an den Treibwänden der Terraffen reifte das Obft, bald konnte man im„Kirfch-Quartier“ des Alten Sriß vor den„Neuen Kammern“ die erften Kirfchen pflücken, in den Bosketts, den Lärchenmwäldchen beiderfeits des Schloffes tirieh allerlei geflügeltes Volk fein IAuftiges Spiel——— wär’ nicht die Sehnfucht nach KXuß und Schmeichellaut geliebten und ach fo fernen Mundes gewefen, hätte das Herz, das Heiße, nur Ruh? gegeben, wären nicht die Nächte, die einfamen, wo vergebens fich Hand und Yım ausfirecten, den Geliebten zu umfangen: es wär’ ein Paradies gewefen, dies Sansfouci, herrliche Zeit,
Suni, Juli, Yuguft und fo weiter, Heißefter Sommer, Und jedem Morgen, der taufrifch Fam, wich die dunkle Wolkenwand im Often, in der es die Nacht über{0 ge: heimnisvoll wetterleuchtete und rumorte, als fpielte hier in Wboglanz das ferne Kriegs: gewitter, als rollte hier der Donner der Kanonen in blaffem Ccho.
Lange Wochen und Monde, viele, viele Tage. Und ebenfo viele Briefe, Briefe £uifens, Briefe Friedrich Wilhelms, der mifmutig in der Polackei, wie er höhnt, von Ort zu Ort zieht, ohne daß es zum Krieg, zum Handeln, zu einer Tat Fäme, Auch hier bleibt es hei Wetterleuchten, Briefe, in denen fich zwei Verliebte an Erinnerungen beraufchen, an die Pläße, in die Stunden erlebten Glücks zurücverfeßen, fich ihre Sehnfucht nach neuen Liebesftunden zuftammeln. Die Kuriere jagen, die Briefe fliegen— ein Farger Erfaß! Höchft bürgerlich, diefer Briefwechfel, Höchft menfchlich, ergreifend menfchlich in der verfteckten Glut, der gedämpften Leidenfchaft.
Ein Jahrhundert faft in Archiven ängftlich gehütet, liegen die Briefe jeßt jedem offen, Schon Paul Bailleu, in feiner großen Biographie der Königin Luife, brachte Zitate, Karl Griewank, der unlängft den Briefwechfel zwifchen Friedrich Wilhelm IIL und Luife ediert Hat, bringt fie ganz.
Sie Füffen fi in Gedanken, die Getrennten,„Gott“,{chreibt er,„warum Kann ich e8 denn nicht in Wirklichkeit tun, denn all das Papiergeküffe{ft man nichts rechts, das weißt Du felbft am beften, Bisweilen träume ich fo lebhaft von Dir, daß ich Dich zu umfaffen glaube, aber in dem Augenblicke wache ich auf und fehe, daß ich den leeren Raum ftatt Dich umarme,“
£uife fühlt fich von Spionen beobachtet, Fagt, daß ihre Briefe geöffnet werden, befchwert fich über die Voß,„Denn fie paßt immer auf, wann ich Dir fchreibe und auf welchem Wege, Alles in allem nimmt fie mandmal einen anmaßenden Ton an, den ich gar nicht Leiden Kann, und wenn fie das bemerkt, fo{ft fie mannigmal fo Eriechend, daß ich fie treten Fönnte,“
Einmal{ft fie in Berlin, im Palais, Schwelgt in Erinnerungen,„Denke Dir, ich Hatte die Freude, noch dasfelbe Kiffen zu finden, auf dem Du gelegen Hatteft; ich legte meinen Kopf darauf und habe recht friedlich gefchlafen, aber nicht auf dem Bette,