Gouverneur höchster Verwaltungsbeamter auf den Molukken. Er erntete Undank vom Vaterlande, nahm 1638 seinen Abschied, ging in den portugiesischen und schließlich 1647 in den brandenburgischen Dienst. Von 1650 bis zu seinem Tode lebte er als kurfürstlicher Amtmann in Lenzen.
Es sei hier wiedergegeben, was Willy Hoppe, der Chronist der tausendjährigen Stadt Lenzen, über diesen Mann schreibt, der einst in der Kolonie als Diktator ungehemmt über Menschen regieren durfte, und der nun in der Prignitz in gleicher Eigenschaft versuchte, zum Wohle der Bevölkerung zu wirken.
„Ein merkwürdiger Gegensatz: Der entschlossene, von ruhelosem Ehrgeiz getragene Admiral, der aus eigener Kraft sich emporgearbeitet hatte, der wie ein Fürst in dem weiten Inselreich geherrscht, von Diener- und Sklavenscharen, von streng disziplinierten Truppen umgeben war, zu dem die Salutschüsse stolzer Ostindienfahrer emporgedonnert hatten, der saß nun auf der Höhe über Lenzen und wandte seine durch die kolonial- und handelpolitische Tätigkeit nicht voll ausgenutzten Kräfte ganz anderen Dingen zu, dem Wiederaufbau von Amt und Stadt Lenzen.“
Der weltbefahrene Mann lebte also den Rest seines Lebens, 26 Jahre, in der Stille der weltabgeschiedenen Prignitz. Und doch wehte ihn auch hier auf dem historischen Burghügel, der den Blick freigab über die Weite der Löcknitzniederung und hinüber zum Höhbeck, der Atem der Geschichte an, doch spürte er auch hier an der großen Verkehrsstraße mit der Post- und Zollstelle in Lenzen und noch mehr in der Nähe des Elbstromes mit Segel- und Treidelverkehr stromauf und -ab, den Pulsschlag des wirtschaftlichen Lebens, doch schlugen ihn auch hier die mannigfaltigen Probleme, Nöte und Widerstände des menschlichen Daseins bald in ihren Bann. Die einst blühende Stadt Lenzen lag zerstört danieder. Die Bauernhöfe ringsum waren meist wüst, die Dörfer fast menschenleer, Felder und Wiesen ohne Erträge. Die verwilderte Soldateska fand nicht mehr zu Ordnung und gesittetem Leben zurück. Sie und die Wolfsplage, diese vergrößert durch herrschende Tollwut, machten das Land weiterhin unsicher und wurden zur Geißel der gehetzten Menschen. Diese selbst aber, verängstigt und dazu völlig verstrickt in Roheit und Aberglauben, suchten die Ursachen ihrer Nöte in bösen Geistern und bei Hexen. Viele Frauen wurden in dieser Zeit in unserer Prignitz verbrannt, darunter allein in Lenzen in zwei Jahren fünf.
Hier waren die Aufgaben eines entschlossenen, tatkräftigen und aufgeklärten Mannes! Mit aller Energie packte er sie an und suchte den Übeln zu steuern. Des Befehlens gewohnt, prallte er bald zusammen mit den stumpf und gleichgültig gewordenen Menschen. Die erste Kollision gab es mit den Bürgern der Stadt Lenzen, die sich aus ihrem Schlendrian nicht aufscheuchen lassen wollten, und die nicht einmal dazu bereit waren, den Dung aus den Straßen ihrer Stadt zu entfernen. Doch der Amtmann blieb hart,
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