Heft 
(1956) 8
Seite
232
Einzelbild herunterladen

wenn das Hochwasser auch das Land hinter dem Deich füllte, in die Häuser und in die Kirche eindrang, war auch seine Gruft damit gefüllt, so daß die schweren Eichensärge dann darin umherschwammen. So riß man das alte Grufthäuschen ab, um den Admiral und seine Tochter in neuen Särgen,' wie das allen gewöhnlichen Sterblichen geschieht, in die Erde hinein­zubetten. Als man von den klobigen Särgen die Deckel herunternahm, zeigte es sich, daß der getreue Deich Wächter nicht verwest war! Als Mumie war er erhalten geblieben, genau wie der Ritter Calbutz im Dörfchen Kampehl. Dieser wohl aus einem grausigen Fluch heraus und als Strafe des Himmels für sein begangenes Verbrechen, der alte Gysel van Lier jedoch, so meinte der Glaube des Volkes, aus einer gütigen Fügung des Schicksals und als Lohn für ein segenspendendes Lebenswerk! Professor Virchow kam nach Mödlich und besichtigte die Mumie. Nach einer gründlichen wissenschaftlichen Untersuchung gab er sie zur Beerdigung frei.

Die alten, schweren und unförmigen Eichensärge kamen nach der Bei­setzung der Toten nach Havelberg in das dortige Prignitz-Museum. Heute sind sie zurückgekehrt an die Wirkungsstätte des alten Admirals. Sie stehen im neuerstandenen Lenzener Heimatmuseum oben auf dem Burgberg, dem damaligen Wohn- und Amtssitz Gysel van Liers. Eine Sonderausstellung würdigt in diesen Tagen dort die Verdienste dieses Mannes um unsere Heimat.

Ein bedeutender Mann hat seine Spuren in die Geschichte und mit seinen Deichen auch in die Landschaft unserer Heimat geprägt. Er lebt über Jahrhunderte fort in gutem Gedenken.

Namenszug des Admirals Aernoult Gysels van Lier

232