hängnisvollen Riß zwischen Volks- und Hofkunst, zwischen dem angestammten Erbe der Vorzeit und der Optation der Antike herauf.
Das Bauernhaus durchlief drei Perioden der Baugestaltung: Blockhaus, Fachwerk und Ziegelbau. Das Blockhaus lebt noch fort in den Kornspeichern, Heuschobern und Sennhütten der Schweiz und anderer Länder. Der nordische Fachwerkbau wurde eine Notwendigkeit wegen beginnender Holzarmut. Der Ziegelsteinbau förderte das Aufkommen der Ziegeleien um 1850. Bei der Baugestaltung waren drei ökonomische Probleme zu lösen: Wohnung, Unterbringung des Viehs und Speicherung der Ernte. Aus der Anpassung an die verschiedenen Gegebenheiten der Landschaft wie Marsch, Heide, Lößlandschaft entstanden Unterschiedliche Haustypen. In den Weidelandschaften der norddeutschen Tiefebene entstand das niedersächsische Wohnstallhaus, in den Ackerbaubezirken Mitteldeutschlands der fränkische „Vierseithof“. (Siehe Abbildung in „Unsere Heimat“, 8/55, Seite 238.)
Das wendische Haus ähnelt dem fränkischen. Nur in der schlotartigen Küche wirkt es altertümlich.
Das Niedersachsenhaus hält am Prinzip der Einheit fest. Es behält von der ursprünglichen „Herdhalle“ des Blockhauses die Diele bei, welche zu beiden Seiten das Vieh beherbergt. Das Walmdach über der „Grotdör“ wird eingeschnitten. Der Dachraum wird durch Firsterhöhung vergrößert. Die Herdstelle rückt an die hintere Giebelseite, an die „Afsied“.
Das Frankenhaus betont die Trennung. Herdraum und Tenne verwachsen nicht miteinander. Nicht mehr die Längsrichtung, sondern die Quere bestimmt die Aufteilung des Hauses. Nicht mehr der Giebel, sondern die Traufseite kehrt sich zum Anger. Damit schwindet die Freude am Giebel. Er bildet nicht mehr die Schauseite und wird darum nur mit Brettern verschalt. Dafür wird die Wohnform anspruchsvoller entwickelt. Sie ist nicht mehr ein Teil des Wirtschaftshofes, sondern tritt im öffentlichen Dorfbild in den Vordergrund. Durch Vorgärten und beschnittene Bäume vor dem Hauseingang sucht man dem Anwesen eine höhere Wirkung zu verleihen. Die Trennung von Wohnhaus, Stall und Scheune bot so große praktische Vorzüge, der Feuersbrünste leichter Herr zu werden, der Ausbreitung von Seuchen entgegenzutreten und sich jeder Wirtschaftsform anzupassen, daß dem fränkischen Vierseithof eine ungeahnte Strahlungskraft innewohnte. Demzufolge besiedelte er den größten Teil der Prignitz. Das Niedersachsenhaus beschränkte sich auf die Lenzer Wische und auf das mecklenburgische Gebiet.
Niedersachsen waren es, welche die gewachsene Einheit ihres Wohnhauses 1150—1250 mit sich über die Elbe brachten. Ihr eiserner Räderpflug war dem hölzernen Hakenpflug der Wenden überlegen. Die Dreifelderwirtschaft war ein Fortschritt gegenüber der wilden Feldgraswirtschaft. Räderpflug und Dreifelderwirtschaft sicherten das Werk der Kolonisation. Kein