Heft 
(1956) 8
Seite
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Schrankbett (Alkoven) sich im 17. Jahrhundert einbürgerte, schlief man auf strohbelegten Bänken an der Wand.

Um dem ewigen Rauch (Rauchstube, Rauchhaus) zu entgehen, hatte der skandinavische Bauer dasstabbur vomherdhus getrennt. Das Stabbur war ein auf Holzpfosten gestelltes Bur (Kornspeicher), welches zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Nagetiere mit einer anlehnbaren Leiter erstiegen wurde. Wem das nächstliegende Bur gehörte, war der nachbure, der Nach­bar. Dieses stabbur wurde zugleich als Schlafhaus benutzt.

Im 12. Jahrhundert bot die Erfindung des Rauchofens eine Neuerung. Er war ein aus Feldsteinen gemauerterVorderlader, war sparsamer im Holzverbrauch und brauchte nur abends und morgens geheizt zu werden. Er rückte an die Hinterwand, und mit dem Abrücken büßte das geheiligte Feuer die mit ihm verbundenen Gewohnheiten des Brauches ein. Um gänz­lich von Rauch und Schmutz befreit zu werden, mußte sich aus diesem Ofen erst derHinterlader entwickeln. Er fand seine Krönung im lombar­dischen Kachelofen der ausgehenden Antike. Nun war die Möglichkeit gegeben, das Fleet, den höhergelegenen Herd- und Wohnraum von der Däl als dem Tieferliegenden zu trennen. Kök, Dönz und Spinnstube werden an der Giebelseite eingerichtet und zwecks besserer Erwärmung mit einer Zimmerdecke überzogen.

Diese wohnliche Umgestaltung genügte dem seiner Arbeit verschriebenen Landmanne. Der Odalsbauer, der Bauer mit altemod, d. h. Erbgut, aus dem später der Adel hervorging, entwickelte aus der größeren Besitz­grundlage die Neigung, Reichtum und Vorrang auch nach außen zu präsen­tieren. Deshalb stellt er nebenherdhus undstabbur dassalhus. In ihm fanden die festlichen Empfänge statt. Hier wurden die Gäste unter­gebracht. Er selbst schlief imstabbur. Dem Gesinde wurde das Herdhaus zugewiesen. Bis dahin hatte der Bauer inmitten seines Gesindes gewohnt. Jetzt wird die gesellschaftliche Trennung vollzogen. Herr scheidet sich vom Knecht. Das Herdhaus wird zum Gesindehaus. Das repräsentative Element des Hofes aber wird der Saal. Er kehrt wieder in den Sälen der Burgen, Klöster, Kirchen, Schlösser und Rathäuser, und ebenso erkennen wir die wurzelhafte Tradition in der Diele des Niedersachsenhauses. Diese Diele ist der überzeugende Mittelpunkt des Bauernlebens. Hier wurden der Erntewagen entladen, das Korn gedroschen, das Vieh gefüttert, Taufe und Hochzeit gefeiert und die Leiche aufgebahrt. Vom First grüßten Pferde­köpfe als Wahrzeichen heidnischen Brauchs.

Diese Holzbauweise war zu monumentaler Gestaltung wenig fähig. Trotz­dem hielt der Bauer daran fest. Als das Christentum in erste Kapellen einzog und den Götzendienst unter den Bäumen des Feldes verdrängte, trat die steinerne Architektur in ihre Kinderschuhe. Keiner ahnte, welche schöpferischen Kräfte sich im Steinbau der Klöster, Burgen, Dome, Stadt­tore und Schlösser entfalten sollten und schon nach wenigen Jahrhunderten

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