die Notwendigkeit des Soliden im Leben ihm gleich anfangs durch den Spruch auf einer Wiege eingeprägt werden: *
Recht fast de Weeg, kümmt all’ns int Reeg.
Und der Grabstein kündet von dem großen Gleichmacher Tod und der Vergänglichkeit von Macht und Glanz und Herrlichkeit:
Hier liggt de Herr von Sailern, mien Gott, wo deh dett ballern, as he up siene Buern ruppkloppt, nu hemm’s em sülwst hierinner stoppt.
Da würzen sich die alten Prignitzer Bauerntöpfer das Leben mit ihren sinnigen und ein wenig aggressiven Sprüchen auf dem warmbraunen Blumenthaler Geschirr:
Schulten siene dicke Magd schlöppt des Morgens bät Glock acht und ebenso derb klingt’s zurück:
Alle Lüd hemm vor ehr Fenster Gardinen,
August Jacht hett’n Sack vor sienen.
Dieses „Anöden“ ist nie bösartig gemeint. Auch bei der Hausfrau schmunzelt jeder, wenn sie nötigt:
So, nu ät’t un drinkt un schont de Bodder! oder wenn sie hinzufügt:
Noh uns Vader bruken ji ju nich to richten, *
de ett ümmer so völ. (
Gute Lehren gibt’s die Fülle. Die Jungfer findet auf ihrem neuen Spinnrad die Mahnung:
Wullt du nich spinnen, krichst du kein Linnen.
Bei einem anderen buntbemalten alten Wocken dreht sich im Rad der Liebesspruch:
Wie di üm mi — is mi üm di.
Die Bauersfrau hat auf ihrem Butterfaß eingeschnitzt:
Botter dick, botter dick, botter’n orndlich groot Stück.
Für den Schäfer und überhaupt für jeden Lebenspraktiker gilt es zu beherzigen:
Man mütt de Schoop scheer’n, wenn se Wull hebb’n!
Und der Bauer richtet sich nach seinen Wetterregeln:
Weht de Wind in Wihnachtsdog’n, wär’n de Boom völ Appel drog’n
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