Auch die nachstehende Geschichte aus dem Tierreich mit dem köstlichen plattdeutschen Disput hat ihren Reiz:
„Mjin bloß nich ängstlich“, sä de Hohn to’m Regenworm un freet em up.
„Bang’ moken gelt nich“, sä de Regenworm und kröp hin’n werrer rut.
„Dett will’k di verpurren“, sä de Hohn, freet em tum tweetenmol un stellt sick mit’n Hinnersten an de Wand.
„Wo man rinkom’n is, fnüt’t bk wä rutgohn“, sä de Regenworm un kröp ut’n Schnobel werrer trüg.
„Du büst jo’n dullet Biest“, sä de Hohn. He freet em tum drittenmol, steckt dän Schnobel achtern rin un sä: „So, nu loop di dot!“
Wenn so eins das andere zu überlisten versucht, so hat der Volksmund auch für umgekehrte Tendenz Beispiele. „Wer is am dümmsten?“ fragt er. Es tut mir leid, aber die Antwort lautet: Die Ziegen, die Enten und — die Frauen! Und zwar deshalb:
Wenn de Zick de ganze Kripp vull Heu hett, röppt se immer noch: „Mähr, mähr!“
Wenn de Anten dörch det Schündor gohn, dükern se sick, damit se sick dän Kopp nich stöten.
Wenn de Fruens ehr lütt Kind up’n Arm vor sick hemm, frog’n se egoltoo: „Wo is denn man mien Söting? Wo is denn man bloß mien lütten Söting?“
Nicht nur - unterhaltsame Schnurren und Schwänke haben sich im Plattdeutschen geformt, auch ernste gebundene Rede hat .^ieh eingebürgert. Das meiste ist in den letzten Jahrzehnten gestorben. Einst begleitete es das Brauchtum überall bei der Arbeit, vornehmlich bei der Ernte, bei Richtefeiern oder anderen Höhepunkten, aber auch bei Familien- und jahreszeitlichen Festen. So sprach die Jugend zu Ostern in den Häusern vor:
God’n Obend, god’n Obend, leewe Frau Mudder, giwt ju oll Koh noch völ Melk un völ Budder?
Wat mokt denn ju oll bunte Hund? ~
Is de oll Koter noch gesund?
Poor Eier, poor Dreier geb’n Se uns wull, süss wät de Büdel un de Kiep nich vull.
Se wär’n daför ok selig sien,
up’n Disch hemm Mettwost un ok Wien.
Poor Eier, poor Dreier un'n Stück Speck, denn gohn wi glieksen werrer weg!
142