Heft 
(1915) 4/5
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der Grundmoränen entstandenen Sande abgelagert sind, zeigen verschiedenen Charakter. Manchmal bieten sie ein ganz außerordentlich unruhiges Landschafts­bild. Unzählige Sand- und Kieskuppen von oft beträchtlicher Höhe wechseln fortwährend mit häufig tiefen Einschnitten ab, sodaß man auch hier von einer buckligen Welt" reden könnte, nur fehlen meistens die für die Grundmoränen- landschast so bezeichnenden Pfuhle. In dem sandigen Boden können sich eben keine Wasseransammlungen bilden. An anderen Stellen, besonders weiter von der Endmoräne entfernt, bildet der Sand häufig weite Ebenen von wenig land­schaftlichem Reiz. Oft haben sich in solchen Gebieten durch die Tätigkeit des Windes lange Dünenketten gebildet, die eines landschaftlichen Reizes nicht ent­behren. Naturgemäß sind diese Gebiete des Sandes verhältnismäßig arm an Steinen, während in den hügeligen Sandlandschaften oft starke Steinbestremmg vorhanden ist.

Zum Schluffe nun noch einige Worte über die Tier- und Pflanzenwelt jener Zeit. Während der Perioden des weit vorgerückten Eises war natürlich die Pflanzenwelt eine nordische. Zwergbirke (Betuia nana), Polarweide (Salix polaris) und Bergzypresse (Drygaa octopetula) sind bezeichnende Pflanzen dieser Zeit. In den sogenannten Zwischeneiszeiten war der Pflanzenwuchs ein ähn­licher, wie wir ihn jetzt haben. Die Reste von Fichten, Kiefern, Birken, Erlen, Weiden, Buchen, Hasel, Linden, Stechpalme und vielen anderen Pflanzen, die heute noch bei uns wachsen, sind aus den interglacialen Torflagern bekannt. Dagegen wich die Tierwelt von der heutigen wesentlich ab. Damals wurde unsere

Heimat teilweise von Tieren be­völkert, die entweder ganz ausge­storben sind oder sich in andere Gegenden zurückgezogen haben. So gab es damals verschiedene Ele­fantenarten bei uns, darunter das mächtige Mammuttier, ferner ver­schiedene Rinocerosarten, das Ur- rind und andere Rinderarten, das Moschustier, das Rentier, verschie- schiedene, zum teil riesige Hirsch- Mlimmutticr. arten, Pferde und auch große Raub­

tiere wie den Höhlenbär und den Höhlentieger. Man kann schon daraus erkennen, daß die Temperatur der Eis­zeit nicht so sehr niedrig gewesen sein kann, denn wo hätten sonst die zum Teil riesigen Tiere, die meistenteils Pflanzenfresser waren, die Nahrung hernehmen sollen. Auch der Mensch existierte damals schon in Mitteleuropa. Er lebte Wohl hauptsächlich von der Jagd. Wenigstens sind uns viele Jagdbilder an den Wänden der Höhlen überliefert worden, die von diesen Eiszeitmenschen bewohnt worden sind. Im übrigen mag ihr Daseinskampf ein recht schwerer gewesen sein. Da­rüber ist ja mancherlei bekannt, jedoch gehört das nicht in den Rahmen dieses Vortrages.

Von den Pflanzen des Diluviums sind uns manche, wie ich schon erwähnte, in dem interglacialen Torflager erhalten worden. Nicht allzuhäufig sind jedoch die fossilen Tierreste aus jener Zeit. Die von den Schmelzwässern oft umge­lagerten Sandmassen sind natürlich ein nicht günstiges Material zur Erhaltung von Tierresten. Günstiger sind schon für diesen Zweck die Tonlager, die durch die Aufarbeitung der Grundmoränen gebildet worden sind. In der Tat find auch in solchen Ablagerungen öfter Funde gemacht worden. Vielfach haben auch Höhlen zur Erhaltung diluvialer Tierreste beigetragen, so z. B. die bekannte Hermannshöhle im Harz, in der außerordentlich viele Knochen eiszeitlicher Tiere, besonders die des vom Höhlenbären, gefunden worden sind. Die Grundmoräne enthält natürlich gar keine tierischen Reste aus der Eiszeit, destomehr solche Reste aus anderen geologischen Epochen sind in den Geröllen und Steinblöcken der-

MM