— 17 —
Montag, 11. V. 08.
Liebe Mama!
Heute zusammengepackt den ganzen Tag. Also tüchtig gearbeitet. Heute abend kaufte ich aber noch einige Töpfe, sind schon bezahlt. Der Mann wird sie nach Heiligengrabe schicken. Sonst nichts Neues, als daß ich von jetzt an immer in deutschen Buchstaben schreiben will.
Dienstag, 12. V. 08
Liebe Mama!
Habe heute eine gute Radierung gedruckt. Überhaupt schnell noch einige Abzüge fertiggestellt. Bracht gefiel der Pferdekopf, das ist die Radierung. Die Kollegen meinten, es wäre meine beste. Bracht hat mir heute meine Axt zurückgegeben. Er hat mir einen Abguß für Herrn S. geschenkt. Einer ist in Brüssel und einer kommt nach Hannover ins Museum. Einen behält er. Die anderen Stücke will er auch noch abgießen lassen. Die bleiben also noch hier. Der Neger sieht jetzt etwas besser aus, gut ist er aber noch nicht.
Herzl. Gruß
Paul.
Liebe Mama!
Montag, den 15. Juni 1908.
Heute Nacht habe ich den Mondaufgang beobachtet. Gegen 11 Uhr stieg er über die Berge. Ich lag im Grase auf dem Rücken und schaute in die Sterne. Es war eine wunderbare Nacht. Die Landschaft war großzügig. Wälder, die am Tage in Einzelheiten aufgingen, waren zu einer gewaltigen Masse geworden. Davor weite Wiesen und ein Weg sich in die Wälder verlierend. Ein erwartungsvolles Schweigen in der Natur. Ab und zu ertönte das Schreien eines Käuzchens. Sonst regte sich nichts. Nur die Sterne funkelten, sie erinnerten mich an Heiligengrabe. Ich dachte, daß auch Du jetzt wieder den Abendstern aufsuchen würdest. Langsam nur färbte sich der Himmel über dem Bergzuge. Hell erglänzten die Gipfel. Der Mond stieg allmählich empor. Man konnte beobachten, wie er sich emporhob. Plötzlich stand er voll am Himmel, die Landschaft in einen magischen Schein hüllend. Feierliches Schweigen überall. Wie nahe ist man da seinem Schöpfer. Man fühlt den Wert der Ruhe wieder. Wie herrlich ist doch die Welt, wenn man versucht, ihren Zweck und ihre Schönheiten zu ergründen.
14. Juli 16.
Fahrt bei leichtem Regen angefangen. Koch, mit dem ich in Löberitz zusammen war, mir noch 10 Zigarren geschenkt. Kommandeur und Offiziere noch verabschiedet. Leute sehr lustig, singen und haben zu 6 immer je ein Abteil. Habe mit dem Transportführer eins allein. Fahren über Wannsee. Feldwebelleutnant tüchtig zu essen mitgenommen. Gut gegessen. Ueber Werder, Brandenburg. In Brandenburg Kaffee erhalten von einer niedlichen Schwester. Bis Burg geschlafen. In Brandenburg Selterflasche zerbrochen. Burg längerer Aufenthalt. Gutes Mittagessen. Zug schön mit Grün geschmückt. Wetter aufgeklärt. Stimmung der Leute vorzüglich. Guter Geist. Z. T. schöne Gegend, Felder durchweg gut aussehend. Bei Magdeburg über die Elbe gefahren. Stadt alte schöne Silhuette. Elbe und ihre Ufer schön landschaftlich. V-6 Uhr Essen, war Suppe, Filet und Pfirsich.
Herzliche Grüße, mein liebes Mutting. Habe Dank für alle Deine Liebe. Meine Leute machen mir Freude. Ein guter Geist. Macht Freude sie zu führen: alles kräftige Jungens.