Heft 
(1922) 1
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gefunden worden, so mehrere in Belgien aus dem Jahre ca. 10 000 v. Chr., die vor Ort, d. h. bei der Arbeit, in liegender Stellung verschüttet worden sind. Unser Bild Nr. 1 zeigt einen solchen Bergmann, in einer Feuersteingrube von Obourg in Belgien gefunden. Er liegt auf der rechten Seite, vor sich die Hacke aus Hirschgeweih, die er mit beiden Händen führte. Die Stollen waren ja fast immer so niedrig, daß liegend gearbeitet werden mußte.

Die chronologischen Verhältnisse sind uns gut bekannt durch die in den Stollen und Schächten gefundenen Werkzeuge, deren Zeitstellung meist ge­sichert isll Die ältesten Bergwerke liegen in Belgien und sind nach den gefundenen Geräten seit etwa 12 000 v. Chr. im Betrieb gewesen. Jüngere Grubenanlagen sind in England angetroffen. Diese sind auch durch die Anlagen zur Wetter­führung technisch vollkommener. Die Gruben Südschwedens gehören in die Zeit von 60003000 v. Chr.

Im allgemeinen erlosch der Bergbau auf Feuerstein als die Steinzeit zu Ende ging, d. i. mir 2000 v. Chr. An seine Stelle trat der Bergbau auf Kupfer und Zinn. Ueber den alten Kupferbergbau sind wir durch die Ent­deckungen und Funde der letzten Jahre im Alpengebiet ganz besonders gut unterrichtet. Die Schächte wurden in eine Tiefe bis zrr 100 und 150 Meter niedergebracht, meist einer senkrecht und einerseiger" schräg. Die Sohle der Stollen war meist zur Arbeitsstelle hin ansteigend, damit diese trocken war. Der seigere Schacht diente zurFahrung". Stufenartig waren diese Förder­schächte mit Rundhölzern belegt. Um den Bergmann mit seiner schweren Last, das Erz wurde nämlich in Ledersäcken oder Holztrögen zu Tage gefördert, Er­leichterung zu schaffen, wurden vermittelst Haspeln, die am oberen Ende der Schächte standen, Seile aufgewunden, durch die sich der Bergmann ziehen ließ. Die Gewinnung des Erzes erfolgte durch Feuersetzuug (vergl. hierzu unser Bild 2, eine Jdealzeichnung nach den Funden). Man zündete unmittelbar unter dem zu gewinnenden Erz Feuer an. Nach genügend starker Erhitzung begoß man die Steinmasseu mit kaltem Wasser, wodurch das Material sich auflockerte und brüchig wurde und dann mit Bronzepickelu oder Steinschlägeln leicht los­gehackt und zerkleinert wurde. Um die Feuersetzung machen zu können, mußte fast immer eineFeuerbühne" gebaut werden, man mußte zwischen die Wände des Stollens wagerecht Rundhölzer festschlagen, mit Brettern überdecken und hierauf eine starke Schicht Kies und Saud aufschütteu als Isolierung gegen das Feuer. Aus dieser Fläche wurde das Feuer entzündet. Durch eine Feuersetzung wurde etwa 2 Kubikmeter Gestein aufgelockert. Als Leitern dienten Steigbäume, Stämme, in die man stufenartig tiefe Kerben geschlagen hatte. Die Art dieses Bergbaues verlangt schon ganz andere technische Maßnahmen zur Sicherung der Arbeiter. War das Gestein nicht standfest genug, so wurde Stempelzimmeruug angewendet, d. h. mau stützte die Wände ab, in dem man zwischen sie Rund­hölzer einkeilte, was dadurch geschah, daß man diese an einem Ende abrundete und am anderen, glatt abgeschnittenen Ende eine Borlegeplatte zwischen Wand und Stempel einfchob. Auch Berschalzimmerung wurde bereits angewendet. Die Wände wurden völlig verschalt, man setzte Brett neben Brett und steifte und stützte diese durch Stempel ab. Gegen Wassereinbruch mußte man sich gleichfalls schützen. An solchen bedrohten Stellen wurde eine senkrechte Bretter­wand vorgelegt, deren Fugen mit Geweben und Harz abgedichtet, und dann vor ihr ein Damm aufgeworfen, der der Bretterwand sowohl die nötige Stütze und Widerlager gab, wie auch durch seine Vermischung mit Lehnr selbst den Wassereinbruch verhinderte. Da man andererseits direkt zur Erzgewinnung selbst Wasser benötigte, sorgte man für dessen Zufuhr in Holzrinnen und -Röhren. Hölzerne Eimer, auch solche aus Rinden, sind mehrfach gefunden. Als Be­leuchtungsmittel verwandte mau Kienspähne. Aus den gleichzeitigen Salzberg­werken Haklstatt's kennen wir auch Fackeln. Daß der Bergwerksbetrieb viele Menschen beschäftigte, ist klar. Allein die Heranschaffung des Brennholzes zur Feuersetzung benötigte schon viele Arbeitskräfte. In Spanien ist in einer Grube eine ganze verschüttete Belegschaft vor Ort, d. h. bei der Arbeit, gefunden