Heft 
(1922) 1
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weitere Kräfte aus Kyritz, Pritzwalk und Wittstock, Ruppin und sogar Berlin herangezogen und teilweise das Einüben selbst geleitet. Dank seiner ausopfernden Tätigkeit konnte das Maifest am 29. Mai 1921 stattfinden.

Herr Professor Hahne war mit einem Stabe erprobter Mitwirkender erschienen, die Techower und Heiligengraber Jugend war bereit. Nur eine Sorge!

Diese schon Tage währende sengende Hitze, die einen Waldbränd befürchten ließ und bereits die Veranlassung zum Verlegen des Festplatzes vom Försterwald nach dem Elisenhain gegeben hatte! Da setzte Sonnabend abend starker Regen ein, bannte die Sorge um Wald und Wiese, Garten und Feld und öffnete die Herzen für Feier und Freude.

Stimmungsvoller Gottesdienst am Sonntag morgen unter hohen Buchen des Elisenhaines der Grnndton, darauf sich aufbauend die Feier des altdeutschen Maifestes mit seinen zum Teil ernsten symbolischen Unterklängen, seinen zum Teil fröhlich-hellaufjauchzenden Oberstimmen, begleitet von köstlichem Maienwetter mit Sonnenschein und Vogelfang, würzigem Waldes- und Wiesen­duft mußte das zusammen nicht in einen Akkord voller reiner Harmonie ausklingen?

Um 9 Uhr begann der Gottesdienst mit dem gemeinsamen GesangGroßer Gott, wir loben Dich". Statt der Orgel begleitete die Kapelle der Hallenser Wandervögel mit Geigen, Flöten und Zupfgeigen den Gesang, der nach ver­lesenen: 46. Psalm besonders mächtig anschwoll in dep: herrlichen Lutherlied Ein feste Burg ist unser Gott". Herr Pastor Oestreich legte seiner Ansprache das Pauluswort: Fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeglichen unter uns; denn in ihm leben, weben und sind wir (Ap. 17,27, 28) zugrunde. Er führte aus, daß Gott uns nicht nur nahe sei in der steinernen Kirche, sondern gleicher­weise hier im Walde. Es sei ganz im Sinne Ehristi, wenn an solchen: herrlichen Maitage die Kirche hinausgetragen werde in den Wald, komme es doch nur darauf an, daß Gott in uns lebe und webe im Glauben, in der Liebe zun: Heiland, in tatkräftiger Nächstenliebe, und daß wir, durch die Not der Zeit geläutert, ihn immer mehr erkennen. Mit den: VersIch bete an die Macht der Liebe" schloß der weihevolle, die Herzen packende Waldgottesdienst.

Eine Viertelstunde später standen die Teilnehmer etwas tiefer in: Walde vor rätselhaften Steinkreisen, den Irrgängen einer Trojaburg. Erläuternd ergriff Professor Hahne das Wort. Er führte Jahrtausende zurück in eine Zeit, wo noch eine lebhafte Wechselwirkung zwischen Natur und Menschenleben be­stand, wo der Einfluß des Kampfes zwischen Winter und Sommer, Licht und Finsternis auf das Wohl und Wehe des Menschen besonders tief empfunden wurde. In seinen Festen suchte nun das Volk die großen Naturvorgänge dar­zustellen. Durch die fortschreitende Kultur ist leider das Verständnis für jene Feste und das Wertvolle jener Zeiten verloren gegangen. Niemand kann da helfen, es sei denn, daß er die in jeden: Walde wachsende Wunderblume finde: Liebe zu allem, was deutsch ist. Sie allein kann uns retten, sie zeigt selbst uns in dem Spiegel der Not, durch die wir uns auf uns selbst besinnen. Unsere Jugend soll wieder tanzen und springen, aberohne Schwof, ohne Alkohol, ohne Sinnenlust". Dieser Steinkreis redet deutsch zu uns. Er bedeutet eine Nachbildung des Sonnenlaufes, der in all seinen wechselnden Zeitabschnitten zugleich ein Sinnbild des Schicksals jedes Menschen ist. Nun begann das Spiel, das Techower und .Heiligengraber Schuljugend aufführte: Vom bösen Bruder Herbst wird Prinzeßchen (die ihres Blütenkranzes beraubte Erde) auf den Stein in der Mitte gezerrt und sinkt, vom Dorn gestochen, in erstarrenden Schlaf (Winterschlaf). Ein Schneemann verschließt den Eingang durch Vor­lagerung von kahlen Baumzweigen (Eisberge). In lieblichem Wechselgesang unterhalten sich die Kinder über den vielen Schnee.O weh, o weh! der viele kalte Schnee", klagen die einen.O nein, o nein! es kann so schlimm nicht sein", trösten die andern. Endlich naht einKe:l" (ein mutiger Mann, Führer, Herzog). Er überspringt das Hindernis, nimmt mutig den Kampf mit dem ihm zornig entgegentretenden Schneemann auf, überwindet ihn, erweckt Prinzeßchen