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durch einen Kuß zu neuem Leben und zieht mit ihr vereint von dannen. Doch die Gewalt des bösen Bruders ist noch nicht gebrochen: 3 Tage hat er noch Macht zu herrschen — die 3 gestrengen Herren oder Eisheiligen. Er poltert mit seinen Holzschuhen — es donnert , wirft mit seinen: Hammer — es blitzt —, wirft auch noch Eis ans verborgen gehaltenem Vorrat — es hagelt; aber es hilft ihn: alles nicht, er muß endlich Weichen.
Führungen durchs Museum schlossen den Vormittag. Tausende froher Menschen hatten sich nachmittags auf der mit Maibaum und Maikrone geschmückten Festwiese versammelt und erwarteten gespannt das Maispiel, das nach Herrn Professor Hahnes erläuterndem Vortrag begann: Die Wiese belebt sich. ' Von: Winter noch zurückgebliebene böse Geister und Hexen werden ausgetrieben, Hirten bringen ihre Tiere zur Weide, der „Pfingstvater" wird gewählt, und nun naht in festlich geordnetem Zuge unter Vortritt der Musik „Maigraf und Maibraut" unter grünem, in bunten Farben leuchtenden: Baldachin, der Pfingstvater, festlich gekleidete Kinder, die Schar der Schwertträger, junge Burschen und Mädchen; es kommt sogar der Pfingstochse, im Wagen herangerollt ein furchtbarer Drache und endlich auf lichtem Schimmel in schützenden: Panzer Ritter Georg. Ein wechselvolles, farbenbuntes Spiel, froh und humorvoll und doch voller Symbolik hebt an. Der Pfingstvater begrüßt das Maienpaar und führt den Frontanz um dasselbe an. Der Maigraf — er und die Maibraut sind ein Symbol der siegenden Frühlingskraft, des himmlischen Gottes Fro und der Erdengöttin Erda — dankt mit dem Maisegen, den Worten des tausendjährigen sogenannten „Angelsächsischen Segens": „Es gönne der allwaltende, ewige Herrscher, daß die Aecker wachsen und gedeihen, voll werden und sich kräftigen. Er gönne Garben und des Kornes Wachstum und der guten Gerste Wachstu::: und des Weißen Weizens Wachstum und aller Erde Wachst:::::!" Ritter Georg erschlägt in heißem Kampf den Drachen und beseitigt bannt das Hindernis der allgemeinen Freude. Aus der Reihe der nun folgenden altdeutschen Spiele sei besonders hervorgehoben der vollendet ausgeführte Schwertertanz der Jünglinge — Versinnbildlichung des siegreichen Zuges- des Frühlingsgottes — des Lichtes — durch und über alle Hindernisse zur Jahreshöhe, der Kampf der Rüpel in seiner urwüchsigen Komik und der anmutige Bändertanz um die Maikrone. Ällseitige dankbare Anerkennung fand auch der Pfingstvater, dessen humoristisches Spiel stets große Heiterkeit hervorrief.
Stach kurzer Panse wurde das von Fräulein v. Anerswald dramatisierte liebliche Märchen „Dornröschen" von Stiftskindern vorgeführt. Es fügte sich gar gut in den Rahmen des Maifestes, ist doch der alle Hindernisse überwindende, Dornröschen zu neuen: Leben erweckende Königssohn auch nichts andres als ein Symbol des siegreichen Sonnenlichtes. Zum vollen Genuß der in Wort und Handlung tadellosen Darstellung kamen infolge der so großen Ausdehnung des Festplatzes nur verhältnismäßig wenige, deren Ohr die wohllautenden Reime und Reden vernehmen konnte. — Die so zahlreich aus den verschiedensten Orten der Prignitz herbeigeeilte Jugend verteilte sich nun auf der Festwiese und erfreute mit ihren hübschen Reigenspielen, Volkstänzen und altdeutschen Weisen, und die Schuljugend zeigte ihre Fertigkeit im Klettern, Wett- und Sacklaufen beim Ringen nm die ansgesetzten Preise, Bis zuletzt überall jugendlicher Frohsinn, Freude in leuchtenden Äugen und Dankbarkeit für das so schöne Maifest.
Ans dein Pereinslebe:: ist weiter nur wenig, aber Erfreuliches zu berichten: Die an: 23. Oktober v. Js. in.unserer Vorstandssitzung beschlossene Legung elektrischen Lichtes ist bereits erfolgt und damit einen: Uebelstand unsers, Museums abgeholfen.
Für 1920 hat sich die Besucherzahl von 2193 ans 2365 erhöht, 1921 betrug sie 2030.
Unser Museumsleiter Herr Jörg Leckster hat seinen Or. arctiäol. summa cum Inucke bestanden, wozu wir ihn auch an dieser Stelle beglückwünschen, lieber seine Ausgrabung wird er selbst berichten.