Mitteilungen
des
Heimat- und Museumsvereins in Heiligengrabe.
7. Jahrgang. Heft 1.
Heimatverein
Perlsberg Nachruf.
Am 18. Oktober verschied nach 24jährigem segensreichen Wirken in Heiligengrabe Frau Aebtissin von Rohr, geb. v. Gersdorff. Unter ihrer Mitwirkung nnd unermüdlichen Förderung entstand unser Heinratmuseum und wuchs zu seiner jetzigen Bedeutung. Es ziemt sich, in diesen Blättern ihrer zu gedenken, der wir so viel zu danken haben. Aber wenn das Heft, das wir diesmal herausgeben, nur ihrem Andenken gewidmet ist, so hat das nicht nur seine Ursache in dem tiefen Dankgefühl, das wir für sie in unserer Seele tragen, sonderm auch irr dem Bewußtsein, daß sie der Prignitz gehörte und daß wir den Prig- nitzern ein Charakterbild dieser seltenen Frau schuldig sind. Das, was sie für das Museum tat, floß ja aus ihrem ganzen Wesen, aus ihrer inneren Stellungnahme zu den höchsten nnd besten Bestrebungen für das Gesamtleben des Volkes, dessen nächste Glieder für sie die Prignitzer waren. Sie sah ihre Ausgabe nicht nur in ihrem hohen Amt, dessen Umfang Wohl genügte, eine Menschenkraft ans- zufüllen, darüber hinaus fühlte sie sich verpflichtet, zu wirken und gefüllte Hände auszustrecken. Wie alle starken, reichen, überstimmenden Naturen, war sie dankbar, wenn sie geben und immer wieder geben durste. Und so können wir ihr keinen besseren Dank erweisen, als wenn wir nehmen, was sie gab, wenn wir in dankbarem Verstehen und Bewahren das lebendig in uns erhalten, was sie geschaffen hat an inneren und äußeren Werten.
Vielleicht ersteht vor unseren Augen hier in der Prignitz ihre Persönlichkeit am besten, wenn wir einfach ihre Arbeit am Museum schildern.
Nicht aus volksbildnerischen Gedanken, ans kluger Ueberlegenheit entstand das Werk, gedacht und „gemacht" für bestimmte Zwecke. So zu handeln ist Wohl nicht Art der rechten Frau. Sie benutzt das Gegebene und weiß den sich darbietenden Augenblick glücklich zu ergreifen. Wohl rief Frau von Rohr, als sie als junge Aebtissin ihr neues Reich durchschritt, um alles kennen zu lernen und prüfend zu erwägen, wie es zu nutzen sei, beim Eintritt in die feuchten, dumpfen, leeren Räume des Klosters: „Dies hier wäre zu nichts anderem zu gebrauchen, als ein Museum darin einzurichten." Aber der Gedanke blitzte auf und schwand. Jahre gingen darüber hin. Die alte Abtei voll ungenutzter Winkel, verbauter Kammern, lichtloser Flure, wurde umgestaltet und ausgebaut. Ein lichter, freundlicher Raum nach dem anderen fügte sich zu den schon vorhandenen, immer mehr junges Leben flutete hinein, statt der 14 Kinder, die bei ihrem Eintritt dort erzogen wurden, hatten schließlich 62 Raum gefunden, die in fröhlicher Zucht zu der hohen Aufgabe einer deutscher: Frau herangebildet werden sollten. Es klang und schwirrte wie ein Bienenhaus in den: alten ehrwürdigen Barr der Abtei, nur das Archiv lag dumpf und feucht. Kaum daß sich hier und da eiir Schritt dahin verirrte. Aber auch seine Stunde kam. In dem Erinnerungsheft für Paul Quente hat Frau Aebtissin von Rohr selber geschildert, wie der junge Kunftschüler, der seine in der Abtei in Dienst stehende Mutter zrr besuchen kanr, beim Anblick des rosenprangenden Gartens, der alten Klostermauern, der efeuumsponnenen Blutkapelle in die Worte ausbrach: „Hier bin ich zu Hause". Sie