Herde gewaltet hatten, hochgesinnte, ebenbürtige Genossinen ihrer Männer. Daß das, was an Lust und Leid jetzt die Herzen bewegte, auch vor tausenden von Jahren schon hier auf dein gleichen Boden in deutschen Herzen wiederklang? Ihr war es immer, als müsse aus solchen Gedanken eine tiefere, reinere Heimatliebe und damit Vaterlandsliebe erwachsen.
Wunderbar aber war es, wie in ihrer Persönlichkeit selbst diese altgermanische Art Gestalt gewonnen hatte. Wer sie sah, mochte an jene alten Saga-Gestalten denken, hochgewachsen, von stiller Hoheit umflossen und beseelt von inneren Kräften, die die alten Germanen in solchen Frauengestalten ehrfürchtig etwas von Gott Geweihtes verehren ließ.
Arm sind die Worte, die das schildern sollen, was in lebendiger Wirklich- lichkeit unser eigen gewesen ist. Das wärmste Herz, den reinsten Willen hat auch die Prignitz in unserer Aebtissin verloren. Auf den folgenden Blättern soll sie noch selber zu ihnen reden. Ihre Liebe zu den Prignitzern, ihr Verständnis für unsere schlichte heimatliche Natur, ihr mütterliches, liebreiches Verstehen und Suchen des Einzelnen, endlich ihr starkes, reiches Leben in Gott, das den Grund bildete für alles, was sie war und tat, werden lebendig zu ihnen daraus sprechen.
Heiligengrabe, den 1. 6. 1920.
Letzter Wunsch, letzter Gruß.
Meine Prignitzer,
ich nenne Euch mein, ich habe das Recht, Euch mein zu nennen, weil mein Herz Euch gehört, nun schon seit 45 Jahren, seit es hier Anker faßte. „Ein märkischer Junker", das war die Art, die mein Vater sich als Eidam wünschte. Louis von Rohr entsprach dieser Art: schlicht, anspruchslos, ein Christ, ein Preuße. Er wußte sich seiner Scholle, den Seinen, seinein Vaterlande, seinem Könige, seinein Nächsten schuldig. Als 1870 die Bauern der Nachbarschaft uns das Holz zum Neilbaii der abgebrannten Schelme ans Wulkow nach Seefeld holten, 4 Meilen weit, ans nachbarlichem Empfinden, war Zeugnis abgelegt für sein Wesen. Als er heimging 1882 weinte die Prignitz und wieder hat sie geweint, 191-7, nii Oktober, als mein Pflegesohn Paul Oriente gefallen war am Hertmannsweiler Kopfe. Wie sehr er Euch gehörte, Prignitzer, das wißt Ihr. Davon spricht Euer Museum, das Ihr ihm schenktet, das er Euch wieder gab und dessen Ansstellung nur möglich wurde durch das, was ich darum, durch das, was ich um ihn litt. Ich habe das Recht zu sageil „Meine Prignitzer". Von Euch geredet habe ich immer wie eine stolze Mutter von ihren Kindern. König und Königin haben Euch sonderlich geliebt um meinetwillen, und dann, jeder Makel an Euch hat mich tief geschmerzt. Ich wollte cs nicht glauben, daß auch Ihr deni Mammon dientet.
Nun bin ich von Euch gegangen, aber ich hinterlasse Euch einen Machtfaktor: Geist der Liebe zu einander, Geist des Dienens untereinander, Geist wie er in Louis von Rohr lebte und in Paul Quente mächtig war und wie ich ihn auch nie verleugnet habe. Wieviel bösem Geist ist Raum gegeben -- jetzt löckt Wider dieseil Geist der Liebe, widerstrebet diesem Stachel, er wird Euch zu mächtig werden.
Louis von Rohr hatte kein irdisch Vermächtnis hinterlassen, Pauls Vermächtnis ist Euer. Zn dem Museum füge ich noch hinzu seine Bilder, seine Studien, seine Lebensarbeit. Seine Bilder zumeist den Städten, was dann bleibt und die Studien den Dörfern! In die Rathäuser hängt sie, in die Ge- werkschaftshäuser, ein Stück heimischer Natur spricht dann zu Euren Herzell, ein Stück des Landes, das so schön ist, weil so viel Himmel hineinspricht. — Die