27
Momeiltöitder aus Weuarcs.
aus in die Einsamkeit, nur mit einem baumwollenen Tuche bekleidet, eine Kette von Fruchtkernen um den Hals, an der sie ihre Puranastrophen zahlen, auf der Schulter ein Antilopenfell zum Nachtlager, in der Hand die Bettlerschale, die „Lola", aus der sie auch beim Baden das Wasser andächtig über Kopf und Schultern gießen. Ein stützender Stab ist den Angehörigen dieser Sekte jedoch nicht vor dem sechzigsten Jahre erlaubt.
Nicht allein in so kritischen Zeiten schwerster Heimsuchung, wie sie seit bald zwei Jahren über das arme reiche Indien dahinziehen, nein, jahrein, jahraus pilgern unzählbare Hindumassen nach Benares, das für viele der Ort wird, „von des Bezirk kein Wandrer wiederkehrt". Schwerkranke und Sterbende lassen sich mit thnnlichster Eile nach Benares schaffen, mittels Eisenbahn, Palankinsänfte oder Ochsenkarren, auf dem Rücken von Elefanten und Kamelen, um angesichts des über dem heiligen Gangesstrom aufstrahlenden Tagesgestirnes ihre Augen zu schließen und dort verbrannt zu werden; der Tod verliert seine Schrecken für den Hindu durch die Gewißheit, daß die in seinem Körper „zu Schmerz und Lust gefügten Atome" nach dem Ableben in Aschenform der „ewigen Mutter Ganga" anvertraut werden.
Will der Leser mit mir den Berbrennungsplatz „Muni- knrnika-Ghat" oder buruiuZ-ZIlnt, wie der Engländer sagt, besuchen? Freilich erfordert der Anblick feste Nerven, besonders zu Zeiten verheerender Epidemien, wo hier täglich Hunderte den Flammen übergeben werden.
Langsam rudert unsre Barke an den endlosen Treppen vorüber, die aus morschen Tempelhallen und Palasthöfen in das Flußbett hinnnterleiten. Jetzt, am Nachmittage, liegen diese Marmor- und Sandsteinstufen verödet, auf denen bei Sonnenauf- und Niedergang ein unabsehbares Kommen und
WM////M/MM
I -
Gehen von Badenden wogt. Hie und da hocken unter riesigen Sonnenschirmen aus Bambusgeflecht ein paar nackte Jogis, blödsinnig geworden durch unablässiges Jn-die-Sonne-starren oder ähnliche Bußübungen.
Dort aber, unweit des schimmernden Palastes des Rajah von Nagpur — der gleich allen brahm mischen Rajahs fein eignes Badeghat am Ganges besitzt — dort herrscht geschäftiges Treiben. Rauchwolken qualmen empor und tragen: die furchtbaren Düfte verbrannten Fleisches, versengter Haare und Knochen zu uns herüber.
Wir lassen die Fährleute die Ruder in den Strom stemmen und photographieren vom Schiffsbord die Uferscene. Wo sind unsre fast weihevollen Borstellungen geblieben, die wir von dem indischen Scheiterhaufen hegten, entsprechend den phantasievollen Malereien, die ihn so oft als das hehre gemeinsame Flammengrab des Hindu und seiner ihm freiwillig folgenden Witwe verherrlichten?
Zahlreiche Steinplatten und Obelisken erinnern an jene „Sattis", die bis zum Jahre 1830 hier mit den toten Gatten verbrannt wurden — aber wie oft wurde wohl deren „Freiwilligkeit" durch Niederdrücken mittels Stricken und Hebebäumen befördert, während gellende Muschelhörner und rasender Trommellnrm den Hilferuf der Unglücklichen übertönte!
Ta stehen am lehmigen Gangesufer vier niedrige Holzstöße, in denen bereits die Leichname verpackt sind. Wir sehen die Zipfel der Leichentücher an den Fußenden der Scheiterhaufen hervorhängen. Einige Dhums, Parias niederster Sorte, sind beschäftigt, trockenes Stroh zwischen die Holzscheite zu stecken und mit geschmolzener Butter zu begießen, damit der Holzstoß Feuer fängt, sobald ihn der nächste männliche Anverwandte des Verstorbenen mit seiner Fackel ans wohlriechenden: Sandelholz berührt.
»
.V
»
iS'"""'
> 7 .
Verbrecherinnen, in der Mühle des Zuchthauses arbeitend.