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Wilder vom Werliner Zentralvieljtjof.
Station Zentralviehhof.
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möglichst allen an ein solches Etablissement gestellten Anforderungen genügen sollte. Sie lauste von der benachbarten Torfgemeinde Lichtenberg ein etwa 69 Hektar großes Terrain, auf dem am 3. Dezember 1877 der Grundstein zu dem heutigen Zentralviehhof gelegt wurde. Tie unter Leitung der Bauräte Blankenstein und Bndemann aus- gesührten Bau-Anlagen wurden am 1. März 1881 dem Betrieb übergebe», seitdem aber wiederholt bedeutend erweitert, so daß sie gegenwärtig ein Terrain von nahezu i8 Hektar umfassen', die Baukosten belaufen sich ans etwa M Millionen Mark.
Tie Lage des Terrains unmittelbar an der Ringbahn, die den direkten Anschluß aller in Berlin einmündenden Bahnen an den Viehmarkt gestattet, ist eine außerordentlich günstige. In das enge Netz der sich hier kreuzenden Eisenbahngeleise sehen nur langgestreckte Perrons oder Ausladerampen eingeschoben, die die ankommenden Tiere bis zur Verteilung in die einzelnen Ställe aufnehmen. Auf besonderen Zweiggeleisen erfolgt die Reinigung und Desinfektion der entladenen Züge vor Rücksendung an die betreffenden Bahnverwaltnngen. Nicht selten fahren hier an große,: Markttagen an 200 mit Vieh beladene Wagen ein und aus. Im letzten Jahre wurde der Markt von insgesamt 196 580 Rindern, 813 499 Schweinen, 152 483 Kälbern und 608 369 Schafen beschickt. Hierzu kommen noch 9770 Stück Vieh, die von außerhalb direkt znm Schlachthof geliefert wurden.
Viehhof und Schlachthof bilden zwei streng getrennte Gebändekomplere, von denen der erstere allein dem Marktverkehr, der letztere lediglich dem Schlächtereibetrieb dient. Beide Teile sind der veterinürpolizeilichen Kontrolle unterworfen, und zwar steht der Markt unter landespolizeilicher Aufsicht, während die „allgemeine Fleischschan" durch städtische Organe ausgeübt wird.
Die Untersuchung auf den: Markt geschieht vorzugsweise, um die Verbreitung senchenartiger Krankheiten zu verhindern; bei der engen Berührung einiger tausend aus allen Welt- richtnngen herbeigesührten und häufig wieder zum Export gelangenden Tiere kann natürlich auch eine Uebertragung von Krankheitsstosfen stattfinden. Alle einer seuchenartigen Krankheit verdächtigen Tiere, insbesondere Rinder, die ohne „Ursprungsattest" oder mit einer unkorrekten Bescheinigung
ihres bisherigen Aufenthalts eingeführt werden, gelangen in ein besonderes Polizeischlachthaus, wo sie unter Aufsicht von Tierärzten geschlachtet und zur menschlichen Nahrung erst dann sreigegeben werden, wenn das Fleisch als ungefährlich befunden wird. Laufen indessen Viehwagen aus Gegenden ein, in denen notorisch die Rinderpest herrscht, so werden sie direkt nach dem „Seuchenhof" überführt, einer von dem Viehhof ganz abgesonderten, aus Stall und Schlachthaus bestehenden Anlage. Das Fleisch des hier als krank- heitsverdächtig geschlachteten Viehes wird in amtlich verschlossenen Wagen zur Abdeckerei geliefert.
Den Mittelpunkt des Viehhofs bildet die „Börse", die, von verschiedenen Wohn- und Wirtschaftsräumen abgesehen, einen großen Restaurationssaal und 38 Maklerzimmer enthält, die mau als die Verkehrszeutren des Berliner Viehhandels bezeichnen könnte. Hier spielt sich ein interessantes, bewegtes Schauspiel ab. Mehr als tausend Viehhändler, Schlächter, Exporteure, Makler sehen wir im großen Börsen- saal versammelt, wo sie bei reichlichem Genuß geistiger Getränke unter Feilschen und Streiten, bisweilen auch unter lebhafter Heiterkeit, ihre Geschäfte abschließen oder auch den abgeschlossenen Handel durch ein solennes Mahl feiern. Alle Tische sind eng besetzt, die Gänge von stehenden Gruppen dicht belagert, so daß sich die Kellner nur mit Blühe einen Weg zu bahnen vermögen, lieber dem Ganzen aber lagert eine dichte Rauch- und Dunstwolke, welche die Behaglichkeit dieser urwüchsigen, unverwüstlichen Gesellschaft eher zu erhöhen als zu beeinträchtigen scheint.
Obwohl hier zwingende Bestimmungen für den Verkehr zwischen Käufer und Verkäufer nicht bestehen, hat der Handel ganz bestimmte Formen angenommen. Etwa vierzig große Viehkommissionsgeschäfte vermitteln zur Zufriedenheit aller Teile dei: Kauf; sie verausgaben die vereinbarten Künfsummen, ebenso die Standgelder, Treiberlöhne, Futterkosten und so weiter und beziehen hierfür eine angemessene Provision.
Um die Börse gruppieren sich die großen Viehmarkthallen und Stallungen derart, daß die Gebäude zur Aufnahme der am schwersten zu transportierende:: Kälber und Schweine den Bahngeleisen an: nächsten liegen.
Von besonders imposanten Naumverhältnissen sind die Schweine-, Hammel- und Rinderverkanfshallen. Tie Zahl der an einem Markttag anfgetriebenen Rinder bewegt sich