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Am Werliiler Aost-Zeitungsamt.
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Das Posi-Zeitungsamt in der Dessauer Straße zu Berlin.
lauten, aus Sprachrohren Kommandorufe erschallen, und ein Durcheinanderlaufen stattfindet, daß es dem Uneingeweihten zuerst wie ein Chaos erscheint.
Selbst für denjenigen, der wiederholt im Post-Zeitungs- amt der Thätigkeit der Beamten zugesehen hat, ist es schwer, sich in das hineinzufinden, was eigentlich hier geschieht. So kann auch nur in großen Zügen gesagt werden, daß zur Bewältigung der Arbeit die Beamten auf sechzehn sogenannte „Listen", das heißt Unterabteilungen, verteilt sind. Jeder Abteilung oder Liste ist eine Anzahl der viertausend Poststationen des In- und Auslandes überwiesen, mit denen das Post-Zeitungsamt arbeitet, und für jede Poststation ist innerhalb der Listen ein Fach vorhanden. In dieses Fach wird vor Beginn des großen Ansturmes ein Streifen gelegt, der später zur Verpackung der Zeitungen dienen soll; auf diesen Streifen ist ein bedruckter Zettel mit dem Namen der Empfangspostanstalt aufgeklebt. Das Post-Zeitungsamt braucht täglich viele Tausende solcher Zettel, die mit Hilfe von Schneidmaschinen hergestellt werden. Von morgens 8 Uhr ab werden die für die betreffendeil Poststationeil einlaufenden Fachzeitnngeil in das bestimmte Postanstaltfach hineingelegt, und wenn gegen Uhr nachmittags die ersten Exemplare aus den Druckereien der politischen Blätter eintreffen, müsseil natürlich zuerst diejenigen Poststationeil bedacht werden,
Ueber Land und Meer. Jll. Okt.-Hefte. XlV. 7
die an Postkursen liegen, für welche die Schnellzüge zuerst abgehen. Es werden daher sämtliche im Vestibül ein- gelieferten Zeitungen von der unmittelbar dahinter liegenden Verteilungsstelle auf die Listen zur Verarbeitung verteilt, je nachdem von den betreffenden Zeitungen Exemplare entlausen.
„Fünfhundert ,Berliner Tageblatt*," ruft zum Beispiel der Zeitungsangestellte, der einen Stoß mit Stricken zu- samnlengebundener Zeitungen in das Vestibül hineinschleppt und auf den eisernen Tisch wirft Während einige der Beamten den Stapel ergreifen, die Stricke herabreißen und ihre Finger mit einer Geschwindigkeit, daß man ihnen kaum zu folgen vermag, über den Stapel gleiten lassen, um nachzuzählen, ob die Exemplare richtig sind, ruft die Stentorstimme des Vorstehers der Verteilungsstelle schon das Kommando: „Liste eins 150, Liste drei 200" und so weiter.
In demselben Augenblick sind auch schon die Zeitungen an die Schaffner verteilt, und im Laufschritt eilen diese nach ihren Listen, um dort wieder auf einen großen Tisch die Stapel abzulegen. Aus mächtigen Büchern, in denen die Namen der Stationen und die An-
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