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(01/01/2019) 01
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Briefe aus der Zeit der Gordon'schen Verwaltung unter Ismail Pascha

mitgetheilt von

R. G. von Suttner.

ls Gordon, auf dessen wunderbaren Erfolg man in England mit solcher Bestimmtheit gerechnet, von aller Hilfe abgeschnitten, in stummer Resignation sein unausbleibliches Geschick erwar­tete, stand ihm ein Mann zur Seite, der im Laufe der Jahre nicht gerade die besten Erfahrungen am ehemaligen Colonel und ägyptischen Generalgou­verneur gemacht hatte. Nichtsdestoweniger hielten diese beiden verlassenen Europäer im kritischen Schlußakt des afrikanischen Dramas fest zueinander, bis sie endlich jeder an der Schwelle seiner Behau­sung unter den Streichen des Verräthers und fana- tisirten Wilden zusammenbrachen.

Dieser Kampfgenosse Gordons war der öster­reichische Consul Hansal. Es dürfte von Interesse sein, einige Briefe dieses Letzteren, über dessen tragisches Ende wir zum Schluß berichten wollen, zu lesen, sie werfen auf die afrikanischen Zustände unter Ismail Paschas Herrschaft grelle Streiflichter, und enthalten auch speciell über Gordon einzelne Details, die zu dessen genaueren Charakteristik einiges beitragen mögen.*)

11. Mai 1874. Es hat sich nachträglich auf­geklärt, daß Colonel Gordon nicht so rasch und unverhofft von Gondokoro hierher zurückkehrte, um, wie er vorgab, sein Gefolge abzuholen, sondern er wurde durch ganz andere Motive zur unverzüglichen Rückkehr bewogen; er hat nämlich in Faschoda und Gondokoro Erhebungen gemacht, welche den hiesigen Gouverneur arg compromittiren. Ich will nur beispielsweise erwähnen, daß der Pascha von Zeit zu Zeit Schiffsladungen voll Maaren auf den weißen Fluß schickte, welche in Faschoda und Gondokoro an die Beamten und Soldaten um zehnfache und noch

*) Die nun folgenden Briefe kommen aus dem Nach­lasse des Generalintendanten, Baron Hofmann, der zu jener Zeit Sectionschef im Ministerium des Auswärtigen war.

fAlle Rechte Vorbehalten.^

höhere Preise aus Abrechnung der Löhnung ver­abfolgt wurden, darunter vornehmlich Spirituosen, wodurch die Mannschaften, welche doch Moslims sind, ox otlleio zum Trünke angeleitet und um das Zehnfache am Solde verkürzt wurden. Es sollen sogar Facten vorliegen, daß die Regierung den Soldaten Sklaven oder vielmehr Sklavinnen, zu- theilte und den Preis dafür von der Löhnung in Abzug brachte, und Anderes mehr.

Diese Wirtschaft datirt seit Jahren und es war sehr an der Zeit, daß die alte schmutzige Wäsche gesäubert werde. Gordon versteht dies aus dem Fundament. Die beiden Granden sind deshalb bereits aneinander gerathen, umsomehr als der Pascha durch Lügen, wovon Gordon ihn überwiesen hat, sich herauswinden wollte.

Der Colonel soll sogar telegraphisch die Ab­berufung des Pascha verlangt haben. Dies wäre die größte Wohlthat, welche er dem Lande erweisen könnte. - Gestern sagte mir Gordon,er habe den Wagen geschmiert, damit er gut laufe."

Die Mudirien Faschoda, Schaka und sogar auch Fassage will Gordon unter seine Leitung nehmen, weil in jenen Districten die weißen Sklaven im- portirt werden. In fünf bis sechs Tagen geht Gordon wieder nach Gondokoro.

Chartum. Hansal ni. p.

Chartum, 28. November 1874. Am 5. Novem­ber kehrte der ägyptische Oberstlieutenant Long, amerikanischer Nationalität, vom weißen Flusse nach Chartum zurück. Er reiste am 22. März d. I. mit Gordon nach Gondokoro, und während letzterer nach fünftägigem Aufenthalt wieder nach Chartum umkehrte, drang Long in's Innere bis über den Aequator nach Uganda vor. Er wurde am See Victoria-Nyanza vom König Mtesi sehr ehrenvoll und freundschaftlich empfangen. Die größte Ehre aber bestand darin, daß zwölf Männer mit Stricken