Heft 
(1.1.2019) 03
Seite
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Allgemeine Rundschau.

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Bäuine das geflügelte Heer von inunteren kleinen Sängern sein fröhliches Lied znm Lobe der Mutter Erde, zur Ehre des Höchsten ertönen läßt. Da schwillt auch dem Rekru­ten die Brust, höher schlägt sein Herz, vergessen ist so mancher kleiner Kummer der ersten schweren Dienstzeit; er fühlt sich als Feldsoldat, als Krieger, der mit dem treuen Gewehr im Arm spähend in die Ferne schaut, ob kein Feind hinter Baum und Strauch verborgen, welcher der Truppe Gefahr bringen könne. Und wie. stolz ist der Rekrut, wenn er in höchster Eile dem die Patrouille füh­renden Unterofficier die erste Meldung machen kann, die dieser mit äußerst wichtiger Miene, als ob das Vaterland in Gefahr, empfängt. Neue Instructionen werden ertheilt und vorwärts geht es dem Feinde entgegen. Der Maler konnte die Situation nicht ansprechender aufsassen, er griff so recht hinein in die volle Schönheit eines köstlichen Svmmermorgens und aus seinem Bilde umweht es uns, als ob wir selbst an Ort und Stelle den herrlichen Gottes- Odem einathmeten. v. ?.

Technisches.

Die Ballon-Eisenbahn. Erfinder des bei Lammand abgebildeten sonderbaren Gefährts ist der amerikanische General Thayer. Sv weit versteigt sich allerdings der kühne Mann nicht, daß er die gewöhnlichen Eisenbahnen abschaffen will. Er beabsichtigt nur, dieses Verkehrsmittel, besonders im Felde und in wilden Gegenden durch zwei einfache Telegraphendrähte nebst den üblichen Stangen, sowie durch Luftschiffe zu ersetzen, denen die Drähte als Leüschienen dienen. Die Luftschiffe aber sind mit Wasser­stoff so weit gefüllt, daß sie sich gerade in der Schwebe halten, und selbstverständlich mit Soldaten und Geschützen gespickt.

Soll sich nun das Luftschiff in Bewegung setzen, so wird von der Station aus, wie es bei der elektrischen Eisenbahn geschieht, ein elektrischer Strom durch den einen Draht in die in der Mitte sichtbare Maschine gesendet, welche die größeren Räder und damit das ganze Fahrzeug berührt. Durch den zweiten Draht kehrt der Strom an seinen Ausgangspunkt zurück. Die Geschwindigkeit wird von Thayer in überaus bescheidener Weise auf 100 bis I U> Kilometer in der Stunde geschätzt.

Damit nicht zufrieden, gedenkt unser Kriegsheld auch freie, ans dem Papier natürlich lenkbare Ballons in's Treffen zu schickeil, die durch verdichtete Luft getrieben werden und die feindlichen Heere oder Festungen mit einem Hagel von Torpedos und sonstigen Mordwerkzeugen über­schütten sollen. Glücklicherweise ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen, und es hat Thayer die Vertilgung sämmtlicher Armeen der Welt noch lange nicht in der Tasche. G. van Mnyden.

Das photographische Dreirad. Die schöne Er­findung der Trockenplatten, welche auch den Ungeübtesten in den Stand setzt, ohne besondere Vorkenntnisse und ohne kostspielige Atelicreinrichtung photographische Bilder anf- zunehmen, hat die Zahl der Photographen aus Liebhaberei sehr vermehrt, und man trifft bereits auf der Wanderung viele Touristen, welche an Stelle des klassischen Skizzen- bnchs, mit einen: photographischen Apparate bewaffnet, stolz einherschreiten. Diesen Touristen zu Nutz und From­men hat die englische Firma Nndge u. Co. unter dem Namen Oovontr^ rotnr^ ein eigenthümliches Dreirad in den Handel gebracht, welches dem die Photographie pfle­genden Wanderer die Aufgabe wesentlich erleichtert. Der durch zivei kleine und ein größeres Treibrad unterstützte Sattel der Velocipedes trägt nicht blos den Radfahrer, sondern auch einen kleinen, nach allen Seiten drehbaren photographischen Apparat, einen Plattenkasten und einen zusammengeklappten Dreifuß.

Will nun der Wanderer eine ihm gefallende Land­schaft aufnehmen, so steigt er ab, schiebt eine Platte in den Apparat und zielt mit diesem nach dem zu fixirenden Gegenstände. In wenigen Sekunden ist das Bild fertig. Ist aber der einzunehmende Standpunkt für das Dreirad nicht zugänglich, so wird der Apparat abgenommen und ans den einen Dreifuß geschraubt.

G. van Mnyden.

Sport.

Pferdeb estand. Rußland besitzt 14 Millionen Pferde, dann folgen die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit 11 Millionen.

Russischer Jagd rapp ort. Eine Jagdgesellschaft in Moskau hat in den letzten zehn Jahren 120 Bären, 500 Wölfe, 300 Füchse und 200 Elenthiere geschossen.

Verschobene Rennen. Wegen starken Frostwetters im März mußten die Rennen zu Autenil, sowohl wie die zu Kempton Park vertagt werden.

Die Parforcejagden in Göding sind für dieses Jahr aufgegeben, obgleich die Meute in Göding stationirt ist; das Terrain ist durch die anhaltend kalte Witterung in einem für die Parforcejagden mehr als ungünstigem Zustande.

Reitlicensen in England. Für die Hinderniß- rennen der Saison haben 144 Jockey's die Leitung zum Reiten vom Jockey-Club erhalten.

Steuern der Jockey's. Die englische Steuerbe­hörde taxirte das Einkommen des Jockey's Fred Archer auf 10000 Pfund Sterling (ca. 200000 Mark) behufs Einholung der Steuern. Gegen diese Bemessung wollte Archer prvtestiren, zog es jedoch vor, sich dieselbe gefallen zu lassen, als man die Vorweisung seiner Rechnungen und Bücher verlangte. Wood wurde auf 9000 Pfund Ster­ling taxirt.

Nordeutsches Derby. Die letzte Generalversamm­lung des Union-Club in Berlin hat den Zuschuß von 8000 Mark für das in Hamburg zu laufende norddeutsche Derby für fernere drei Jahre genehmigt, sodaß das Rennen in seinem Fortbestände bis zum Jahre 1890 gesichert er­scheint.

Traberspvrt. Graf Lahens, ein bekannter fran­zösischer Trabersportsinan, hat in Rußland den außer­ordentlichen Meilentraber Reswi airgekauft und beabsichtigt den Hengst bei den Frühjahrsrennen in Wien zu starten.

Wisrellen.

* Ueber die Bedeutung und das Herkommen des be­kannten militärischen Signales:Zapfenstreich" ist viel geschrieben und gestritten worden. Zum ersten Male fin­den wir eine authentische urkundliche Erklärung des Wortes iir einer vomBär" publicirten brandenburgischen Urkunde von 1602, in der Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst, sich also vernehmen läßt:

Ueber diesem, und da es zu mehrmahlen öffentlich publiciret undt verkündet, wird von Unß hiermit noch- mahlß den Brawern undt Bürgern auch andern wer die auch seyn, welche Bier kannenweiß verlausten, ernstlich undt bey willkürlicher Straffe gebohten und befohlen, sobald alß durch die Trommel der Zapfen zugeschlagen fer­ner kein Bier zu verlassen, oder außzuschenken, noch Bier- güste in den Häusern oder Kellern zu behalten."

Kennt ihr den finsteren Gesellen in schwarzen Sam- metrvck, der in Feld, Wiese und Garten sein lichtscheues Gewerbe treibt? Die Einen nennen ihn harmlos, unschäd­lich, ja nützlich, die Andern verderblich und verdammens-